US-Notenbank setzt moderate Zinserhöhungspolitik fort

09.10.2018

Dr. Thomas Heidel, Leitung Research Fidal AG / Foto: © Fidal AG

Zins-Kluft wird größer Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen beträgt aktuell drei Prozent. Vergleichbare deutsche Anleihen rentieren mit 0,5 rund 2,5 Prozent niedriger. Während die Fed ihre Bilanzsumme reduziert, geht die EZB noch in die andere Richtung. Ihre Anleihekäufe sollen aber ab Oktober 2018 auf 15 Mrd. Euro monatlich reduziert und zum Jahresende mit einem erreichten Gesamtvolumen von 2,6 Billionen Euro eingestellt werden. Da die EZB laut eigenem Bekunden erst Ende 2019 anfangen wird an der Zinsschraube zu drehen, dürfte der europäische Leitzins Ende 2020 bei 0,75 Prozent liegen. Die Fed hat dagegen signalisiert, dass der US-Leitzins Ende 2020 im Mittel 3,375 Prozent betragen könnte, wodurch sich die Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa vergrößern wird.

Davon profitieren könnte der Kurs des US-Dollars, der in diesem Jahr schon wegen des hohen Zinsdifferentials zwischen den USA und Europa Stärke gezeigt hat. Weitere Gründe für den Kursanstieg des US-Dollars sind neben dem vergleichsweise besseren Wirtschaftswachstum in den USA auch das Argument für die USA als „sicherer Hafen“ in Anbetracht der unsicheren politischen Entwicklung in Europa via Brexit und der italienischen Verschuldungssituation.

Negative Auswirkungen für die Schwellenländer

Mit dem Begriff „Taper Tantrum“ wird die heftige Reaktion der Anleihemärkte im Mai 2013 bezeichnet, die durch die Bekanntgabe einer Reduzierung der Anleihekäufe der US-Notenbank verursacht wurde, was eine Schockwelle an den globalen Finanzmärkten und eine Kapitalflucht aus den Schwellenländern auslöste. Oft ging Schuldenkrisen in den Schwellenländern ein starker Anstieg der US-Zinsen voraus. Anleger, die in Zeiten niedriger US-Zinsen Gelder mit höheren Renditen, aber auch höheren Risiken in Schwellenländern angelegt haben, ziehen ihr Kapital bei höheren Zinsen und geringeren Risiken in den USA ab.

Da die heimischen Kapitalmärkte kaum die Kreditaufnahme in lokaler Währung ermöglichen, müssen sich Regierungen und Unternehmen in der mit großem Abstand wichtigsten globalen Währung, dem US-Dollar, verschulden. Ein Anstieg der US-Zinsen verteuert die Kreditaufnahme in US-Dollar und eine Aufwertung des Dollars verteuert die Rückzahlung, bzw. erhöht das Schuldenniveau in lokaler Währung. Besonders der Kreditstatus von Schwellenländern mit großen Leistungsbilanzdefiziten, am Beispiel der Türkei, Argentinien und Südafrika, verschlechtert sich zum einen durch die Abhängigkeit von externen Finanzierungen mit Hilfe des US-Dollars und zum anderen durch den Werteverfall der heimischen Währung dramatisch.

Kolumne von: Dr. Thomas Heidel, Leitung Research FIDAL AG