Unfallversicherung überflüssig? Da irrt sich Capital!

13.08.2020

Hermann Hübner, Vorstandsvorsitzender der VEMA eG / Foto: © VEMA eG

Die Fehlinterpretationen des Autors gipfeln schließlich in einer von ihm bemühten Statistik, wonach nur bei einem winzigen Teil der schwerbehinderten Menschen im Lande die Beeinträchtigungen das Resultat eines Unfalls sind. Die Quote entspricht in etwa dem Verhältnis, in dem Einfamilienhäuser von Bränden betroffen sind. Dennoch würde wohl kein Berater vom Abschluss einer Brandversicherung abraten. Wenn man Statistik mag, dann sollte man auch die Unfallversicherung nicht als unnötige Sparte abtun, denn laut statistischem Handbuch des GDV wurden in der privaten Unfallversicherung anno 2018 Leistungen in Höhe von mehr als 3,3 Milliarden Euro an Kunden ausgezahlt. Der Capital-Autor möge sich an dieser Stelle selbst fragen, ob auch nur ein Unfallopfer wirklich auf diese Leistungen hätte verzichten wollen.

Auch der eigentliche Zweck der Unfallversicherung scheint im Artikel nicht klar dargestellt. Zu oft werden andere Produkte, wie Berufsunfähigkeitsversicherung oder Krankentagegeld, als die besseren Alternativen genannt. Doch die Absicherung eines Menschen sollte nicht nach einem „Entweder-oder-Prinzip“ erfolgen; es ist vielmehr ein Kombinieren verschiedenster Bausteine, bis der Schutz erreicht wird, der benötigt wird – Stichwort „Lego-Prinzip“: Die Unfallversicherung kann immer nur ein (wesentlicher) Baustein des Gesamtkonzepts sein. Außer natürlich, es gibt keinen anderen Schutz – wie etwa bei sehr jungen Kindern. Da würden bei einem Vertrag mit 200 000 Euro Grundinvaliditätssumme bei Verlust eines Arms (setzen wir 80 Prozent Invalidität an) eine halbe Million Euro ausbezahlt – bei Kosten von nicht einmal zehn Euro im Monat, je nach Anbieter und Tarif. Das ist sehr viel Schutz für sehr wenig Geld!

Der bessere Rat des Capital-Autors an die Leserschaft wäre gewesen, bereits bestehende Unfallverträge regelmäßig überprüfen zu lassen, um das Preis-Leistungs-Verhältnis zu optimieren. Wenn ein Vertrag beispielsweise schon acht Jahre lang läuft, gibt es gutes Optimierungspotenzial. Und niemand muss mehr zahlen als inzwischen nötig ist. Die Praxis zeigt: Es gibt Fälle, in denen bei gleichbleibendem Beitrag nahezu der doppelte Schutz dargestellt werden kann – und da sprechen wir nur von den offensichtlichen Versicherungssummen. Auch innerhalb der Bedingungen gibt es im Regelfall nur Verbesserungen. Ob man nach einem Unfall 200 000 oder aber 400 000 Euro erhält, ist ein gewaltiger Unterschied.

Die richtige Frage ist nicht, ob man eine Unfallversicherung braucht, sondern welche! Und welche Unfallversicherung die richtige Wahl ist, die am besten zum eigenen Bedarf und zu den eigenen Vorstellungen passt, zeigt ein Experte gerne auf. Ein Versicherungsmakler ist durch die enorm breite Produktpalette, auf die er zugreifen kann, der perfekte Navigator durch den Tarifdschungel. Versicherungen scheinen vereinzelt einfach zu verstehen zu sein – aber spätestens im Leistungsfall zeigt sich, wie falsch diese Annahme ist."

Kommentar von Hermann Hübner, Vorstandsvorsitzender VEMA eG