Und sie rechnet sich doch
10.08.2018
Lenard von Stockhausen im Interview mit Thomas Heß, Rainer Gebhart und Ansgar Eckert (v. l. n. r.)
finanzwelt: Viele Verbraucherschützer gehen sogar noch weiter. Sie fordern einen Einheitsfonds nach schwedischem Vorbild, wo jeder einzahlen muss und somit keine Vertriebskosten entstehen. Ist das sinnvoll? Eckert: Nein. Gerade bei der Altersvorsorge kann die Versicherungswirtschaft auf eine sehr hohe Expertise verweisen, die sie bereits seit Jahrzehnten aufgebaut hat. Diese sehe ich beim Staat nicht. Wir wissen aber auch alle, dass die Riester-Rente in der ursprünglichen Konzeption kaum Nachfrage erfahren hat, weil die Provision über die Laufzeit verteilt wurde. Erst mit der geänderten Provisionsregelung wurde das Produkt ein Erfolg. Anders ausgedrückt muss man sagen, die vom Staat gewünschte große Verbreitung in der Bevölkerung findet nur dann statt, wenn das Produkt auch für den Vertrieb attraktiv ist. Ich halte Beratung, gerade bei komplexen und langfristig abgeschlossenen Altersvorsorgeprodukten für unverzichtbar. Und diese gibt es eben nicht umsonst. Das ist doch verrückt: Überall nehmen wir zu zahlende Dienstleistungen in Anspruch, nur bei Versicherungen meinen wir, alles ist kostenlos.
finanzwelt: Die WWK gilt als einer der führenden Riester-Anbieter im Markt. Wie viele Verträge haben Sie im letzten Jahr geschrieben und wächst das Geschäft weiter? Gebhart: Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Verträge geschrieben, in 2017 waren es rund 36.000. Während der Bestand in der Branche stagniert, baut er sich bei uns stark auf. In den letzten beiden Jahren haben wir jeweils 1,1 Mrd. Euro Neugeschäft bei Riester-Produkten gemacht. Das Geschäft kommt dabei vorwiegend aus dem Maklervertrieb, aber auch aus der eigenen Ausschließlichkeitsorganisation. Betrachtet man unseren Marktanteil von circa 17 % beim fondsgebundenen Riester, so kann man sagen, Riester ist eine Erfolgsgeschichte für die WWK.
finanzwelt: Auf der letztjährigen DKM-Messe haben Sie zusammen mit dem Analysehaus infinma den „Riester-Checker“, ein neues internetbasiertes Werkzeug für den Vertrieb der Riester-Rente, vorgestellt. Das Tool steht den Vertriebspartnern kostenlos zur Verfügung. Wie sieht nach einem halben Jahr das Feedback dazu aus? Heß: Die Klickraten sind bei diesem Tool sehr hoch. Mehr als die Hälfte aller Klicks auf der Homepage des WWK-Partnervertriebs entfallen darauf. Der Riester-Checker wird so gut angenommen, weil Makler mit nur wenigen Mausklicks erfahren, durch welche Produktvorteile sich verschiedene Riester-Anbieter im Markt auszeichnen. Denn gerade vor dem Hintergrund, dass die Garantiemodelle in der Lebensversicherung immer komplexer werden, steigen die Anforderungen an Vergleichbarkeit und Transparenz deutlich an.
finanzwelt: Wie unterstützen Sie die Makler noch? Heß: Wir unterstützen unsere Vertriebspartner auf vielfältige Art. Jeder einzelne Makler genießt bei der WWK eine umfassende Betreuung vor Ort. Acht Vertriebsdirektionen mit Sitz in Deutschland sowie eine Vertriebsdirektion in Österreich sorgen für eine zuverlässige und kompetente Betreuung der Geschäftspartner. Das wird von Maklern und freien Vertrieben sehr geschätzt. Darüber hinaus verbessern wir den Service für Vertrieb und Kunden stetig durch den sinnvollen Einsatz moderner Informationstechnologien und digital zur Verfügung stehender Daten. Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum papierlosen Büro ist unser Vertriebsinformationsportal, über das unsere Partner übersichtlich und einfach jederzeit alle Informationen rund um Kunden und Verträge erhalten. Wir sind auch online stark präsent. So werden in unserer eigenen WWK Akademie Online wöchentlich aufwändige Fach-Webinare abgehalten.
finanzwelt: Was würden Sie gerne bei Riester 2.0 ändern? Gebhart: Wir würden uns gerne Entlastung für den Kunden wünschen. Gerade das Zulagenthema ist sehr komplex, hier wäre eine Vereinfachung absolut sinnvoll. Ansonsten könnten wir mit den jetzigen Gegebenheiten gut weiter leben. Auch in Bezug auf die 100 % Beitragsgarantie sehen wir keine Notwendigkeit etwas zu ändern. Wir sind aber auch nicht dagegen, dass geringere Garantieniveaus angeboten werden dürfen. Wir möchten es nur gerne dem freien Spiel der Märkte überlassen, ob der Kunde solche Angebote überhaupt will.
finanzwelt: Ein schönes Schlusswort, vielen Dank für das Interview. _(lvs)
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