Umfangreiche Strategie

23.02.2022

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Es kostet immer mehr Geld

All dies geschieht natürlich nicht grundlos. Einerseits ist da der Wunsch der Kunden nach Nachhaltigkeit, andererseits führt der Klimawandel zu immer teureren Naturkatastrophen. Und das treibt direkt die Prämien nach oben. So war 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr für die Versicherer. Schweren Hagelstürmen im Juni folgten kurz darauf zerstörerische Sturzfluten im Ahrtal und anderswo. Der Gesamtschaden markiert einen traurigen Rekord. Noch nie haben Naturgefahren in Deutschland so hohe Schäden verursacht wie im zu Ende gegangenen Jahr. Verantwortlich dafür sind die verheerende Sturzflut im Juli und der Hagelschlag im Frühsommer. „Mit versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen von rund 12,5 Mrd. Euro ist 2021 das teuerste Naturgefahrenjahr seit Beginn der Statistik Anfang der 1970er-Jahre“, sagt Jörg Asmussen. Von den 12,5 Mrd. Euro entfallen 9,0 Mrd. Euro auf Schäden an Wohngebäuden, Hausrat und Betrieben durch Überschwemmung und Starkregen sowie 2,0 Mrd. Euro auf Sturm- und Hagelschäden. Die restlichen 1,5 Mrd. Euro sind auf Naturgefahrenschäden an Kraftfahrzeugen zurückzuführen. Insgesamt liegen die Schäden damit noch über denen im Jahr 2002 mit dem August-Hochwasser und verheerenden Stürmen (11,3 Mrd. Euro) und 1990 mit der Orkanserie „Daria“, „Vivian“ und „Wiebke“ (11,5 Mrd. Euro). Zum besseren Vergleich sind die Werte jeweils hochgerechnet auf aktuelle Versicherungsdichte und Preise. Der langjährige Mittelwert pro Jahr beträgt 3,8 Mrd. Euro. „Mit 8,2 Mrd. Euro verursachte die Sturzflut im Sommer die höchsten Versicherungsschäden“, so Asmussen. Davon entfallen etwa 7,7 Mrd. Euro auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe und rund 450 Mio. Euro auf Schäden an Kraftfahrzeugen. Vom 13. bis 18. Juli hatte die Unwetterfront „Bernd“ mit Starkregen vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, aber auch in Bayern und Sachsen schwere Schäden angerichtet. „An unsere Kunden haben wir bereits innerhalb kurzer Zeit über 3 Mrd. Euro ausgezahlt“, sagt Asmussen.

Der Ruf nach dem Staat

Die Situation bei Kfz war kaum besser. Bereits im Juni hatte eine Unwetterserie versicherte Schäden in Höhe von 1,7 Mrd. Euro verursacht. „Im Juni waren vor allem Kraftfahrzeuge durch schwere Hagelschäden mit einem Schadenaufwand von rund 700 Mio. Euro betroffen“, sagt Asmussen. „Für die Kraftfahrtversicherer gab es damit 2021 ebenfalls überdurchschnittlich viele Schäden.“ Insgesamt ist es für die Kraftfahrtversicherer der viertgrößte Hagelschaden seit Beginn der Statistik. Mit über 2 Mrd. Euro bleibt der „Münchner Hagel“ von 1984 das bislang teuerste Ereignis. Für den Vergleich ist der Betrag auf aktuellen Bestand und aktuelle Preise hochgerechnet. Die verheerenden Schäden durch die Juli-Flut haben erneut eine Diskussion um eine Pflichtversicherung für Elementarschäden entfacht. Als Reaktion darauf haben die deutschen Versicherer konkrete Vorschläge für ein „Gesamtkonzept zur Klimafolgeanpassung“ vorgelegt. Damit einher geht auch ein neues System für den Elementarversicherungsschutz. Ziel ist eine Absicherung aller privaten Wohngebäude gegen Extremwetterrisiken. „Im Kern sehen die GDV-Vorschläge vor, dass es künftig nur noch Wohngebäudeversicherungen geben soll, die auch sogenannte Elementargefahren wie Hochwasser und Starkregen abdecken“, so Asmussen. Zugleich fordert die Versicherungswirtschaft ein nachhaltiges Umsteuern der öffentlichen Hand, etwa durch klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten und verpflichtende Klima-Gefährdungsbeurteilung bei Baugenehmigungen. (hdm)