Umbruch in der Finanzbranche

14.07.2015

Andreas Kern

Die klassische Kapitalanlage ist geprägt von zwei großen Trends: passive Investments und Selbstentscheider. Eine Bedrohung für Vermögensverwalter? Nicht für Marktteilnehmer, die sich offen mit Veränderungen und neuen Geschäftsmodellen auseinandersetzen.

Nach einer repräsentativen Umfrage der GfK Marktforschung im Auftrag von wikifolio.com treffen bereits ein Fünftel der deutschen Bundesbürger ihre Geldentscheidungen eigenständig, ohne den Berater ihres Finanzdienstleisters hinzuziehen. Noch höher ist der Anteil bei Befragten, die bereits über das Internet Geld angelegt haben (46%). Zahlreiche Startup-Unternehmen im Bereich der Finanz-Technologie, kurz FinTech, haben das Potenzial erkannt. Sie beschleunigen den Umbruch, denn sie agieren schnell, sind flexibel und nah am Kunden.

Anlagetrends: Passive Investments und Social Trading

„Passive“ Anlagestrategien arbeiten auf der Basis von börsengehandelten Indexfonds (ETF). Meist setzen sie ein Multi-Asset-Portfolio um, häufig mit regelmäßigem Rebalancing. Beispiele dafür sind Nutmeg und Wealthfront. Social-Trading-Plattformen wie eToro und wikifolio.com ermöglichen, den Strategien einzelner Top-Trader zu folgen. Wealthfront ist mit mehr als 2 Mrd. Dollar an Assets under Management weltweit führend. Die europaweit führende Plattform wikifolio.com mit einem Platzierungsvolumen von 410 Mio. Euro sowie einem ausgelösten Handelsvolumen von 6,2 Mrd. Euro holt auf.

Vermögensverwalter und Social Trading

Auf den ersten Blick erscheinen beide Entwicklungen für Vermögensverwalter als Bedrohung. Doch während Banken noch überlegen, wie sie mit FinTechs umgehen sollen, haben einige Vermögensverwalter bereits erkannt, dass ihnen Social Trading auch Erfolgschancen bietet. Sie legen ihre Anlagestrategien als eigene wikifolios auf und profitieren so vom Zugang zu neuen und innovativen Vermarktungsmöglichkeiten.

Professionelle Vermögensverwalter stehen heute unter starkem Druck, ihre Kompetenz und Leistung in der Produktauswahl und im Portfolio-Management transparent und nachvollziehbar zu vermitteln. Eine Möglichkeit, die bisher dafür genutzt wurde, war die Auflage eigener Investmentfonds. Doch während deren Zulassung typischerweise einige Monate dauert und mehrere 10.000 € kostet, können wikifolio-Zertifikate in vier bis sechs Wochen aufgelegt werden, ohne dass dabei Kosten entstehen.

Vermögensverwalter auf wikifolio.com

wikifolios werden zunächst als Musterdepots veröffentlicht und bauen über 21 Tage einen Track-Record auf. In der Community aus Tradern und Anlegern müssen sie mindestens zehn Vormerkungen sammeln. Nach einer redaktionellen Prüfung und einem Emissionsgespräch werden die nötigen Dokumente bei der BaFin eingereicht und innerhalb von zwei bis drei Wochen freigegeben. Anschließend werden sie mit eigener ISIN als Index-Zertifikat aufgelegt und können bei allen Banken über die Börse Stuttgart und den Handelsplatz von Lang & Schwarz gehandelt werden.

Die Vermögensverwalter partizipieren an den Gewinnen in ihren wikifolios nach dem High-Watermark-Prinzip und können Expertise, Leistung und Performance transparent und in Echtzeit zeigen. Ihren Mandanten bieten sie zugleich eine innovative, faire und günstige Anlagealternative zu herkömmlichen Produkten von Banken, Fonds- und Kapitalanlagegesellschaften. Mit ihren Trader-Kommentaren können sie ins Content Marketing einsteigen und sich auch auf den Internetseiten der Wikifolio-Kooperationspartner präsentieren.

Rund fünf Prozent aller Vermögensverwalter in Deutschland nutzen bereits diese Möglichkeit. Für einige waren dies die ersten Schritte mit neuen Formen des Online-Marketings. 78 Prozent der Vermögensverwalter haben mit ihren Wikifolios 2014 besser abgeschnitten als ihre Benchmark.

Autor: Andreas Kern ist Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG