Trump-Rallye ade?

02.08.2017

Daniel Zindstein / Foto: © Zindstein Vermögensverwaltung GmbH

Stimmung in der Wirtschaft sehr heiß!

Man könnte nun annehmen, dass die Finanzmärkte ja sowieso immer übertreiben und somit entsprechende Ausschläge normal sind. Besser wäre man also beraten, man fragt bei den Unternehmen – der Realwirtschaft – nach, ob es denn wirklich so toll kommt. Und auch hier wurde geradezu Euphorie gemessen. Einkaufsmanager-Indices auf Allzeithochs, diverse von den regionalen Notenbanken erhobene Stimmungsindikatoren auf langjährigen Hochs, der deutsche Ifo-Geschäftsklima-Index macht ein Allzeit-Hoch nach dem anderen, usw. Gemessen an historischen Zusammenhängen implizierten die US-Einkaufsmanager-Indices zeitweise ein Wirtschaftswachstum in den USA von 5% (!), was natürlich utopisch ist.

Was ist bis heute geblieben?

Leider konnte vieles von dem Versprochenen bislang nicht eingelöst werden. Betrachtet man die Handlungsfähigkeit der neuen US-Administration – von dem verbalen Gehabe gar nicht zu reden – so verschiebt sich vieles sogar in weite Ferne. Selbst die Abschaffung der von den Republikanern so verhassten Obama-Care gelingt, mangels vernünftiger Alternativ-Konzepte nicht. Wenn schon so ein, im Vergleich zu einer großen Steuerreform, kleines Thema wie die partielle Gesundheitsversorgung nicht umgesetzt werden kann, wie soll dann ein epochales Vorhaben mit vielen Unbekannten und großen Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens je gelingen, fragen sich die Marktteilnehmer zunehmend.

Übertriebene Marktreaktionen bilden sich zurück

Viele der euphorischen Marktreaktionen sind deshalb auch mittlerweile komplett wieder zurückgehandelt worden, manchmal sogar unter die Niveaus von vor der Präsidentschaftswahl. Beispiele gefällig? Der EUR/USD-Wechselkurs war bei 1,13, fiel dann auf 1,03 und notiert aktuell bei 1,18. Nichts war es also bis dato mit einer starken US-Währung und großen Zuflüssen in den US-Wirtschaftsraum. Auch die US-Staatsrenditen sind von ihrem Hoch bei 2,60% wieder zwischen 2,10% und 2,30% zurückgekommen – von überschäumender Wirtschaftsdynamik und starker Inflation also keine Spur. Die europäischen Aktienmärkte haben im Juni eine Korrektur begonnen die mittlerweile knapp 7% (DAX) bzw. 6% (EuroStoxx50) beträgt. Einzig und allein die US-Aktienmärkte notieren nach wie vor auf Allzeit-Hochs, was unter dem Aspekt der Trump- Rallye nur schwer erklärbar ist, denn auch hier müsste die irreale Phantasie etwas korrigiert werden.

Andere Gründe für divergierende Aktienmärkte

Natürlich gibt es nicht nur Donald Trump und die mit seiner Wahl verbundene Euphorie. Für die Märkte sind (zunehmend) auch andere Gründe entscheidend. So war die gute Entwicklung der europäischen Aktienmärkte, der starke Euro und die positiven Stimmungsindikatoren in der Eurozone auch den abnehmenden politischen Risiken (Wahl in Frankreich), der überdurchschnittlich guten konjunkturellen Verfassung in Europa und den guten Unternehmenszahlen geschuldet. Doch manchmal kann Segen auch Fluch sein und umgekehrt. Der starke Euro belastet in der Zukunft die Geschäfte der europäischen Exporteure, was die europäischen Aktienmärkte aktuell bereits vorwegnehmen. Im Gegenzug hilft der schwache US-Dollar den international agierenden US-Exportunternehmen, was die amerikanischen Leitindices auf Top-Niveau hält. Da solche vorwiegend im Dow Jones zu finden sind, steht dieser auch am stärksten da.

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