Trump-Rallye ade?

02.08.2017

Daniel Zindstein / Foto: © Zindstein Vermögensverwaltung GmbH

Börsen sind stimmungsgetrieben. Auf Euphorie folgt in der Regel Ernüchterung. Die Wahl Donald Trumps hat bisher beides geboten. Doch politische Erwartungen sind nicht alles. Die Wirtschaft läuft weltweit nicht schlecht und in Europa sogar überdurchschnittlich. Zinsen bleiben niedrig, da auch die Inflation überschaubar bleibt. Grundsätzlich eine gute Welt für die Aktienanlage. Wichtig ist jedoch darüber hinaus, die Währungen im Blick zu halten. Denn diese treiben nicht nur Aktienkurse, sondern können auch deren Wertentwicklung komplett neutralisieren.

Mit der Wahl von Donald Trump gab es heftige Reaktionen an vielen Märkten. Auch diverse Indikatoren der Wirtschaft sprangen stark an - für viele Beobachter, die einen Crash bei einer Trump-Wahl voraussagten, eine sehr überraschende Reaktion.

Starke Marktreaktionen

Die Hoffnung auf eine epochal wirtschaftsfreundliche Politik versetzte die Aktienmärkte in Hochstimmung. Und in der Tat, drastische Steuersenkungen, eine Änderung der gesamten Steuergesetzgebung in Stoßrichtung auf mehr Investitionen, Bevorzugung inländischer Wertschöpfung im Vergleich zu Importen und Stärkung des Exports sowie radikaler Abbau von Bürokratie und Deregulierung, elektrisierte Unternehmer und Investoren, nicht nur in den USA. Denn natürlich würde eine erfolgreiche Umsetzung solch „unternehmerfreundlicher“ Politik nach vielen Jahren der Regulierung und der gefühlten „Benachteiligung durch die Globalisierung“, auch auf den Rest der Welt ausstrahlen und einen Paradigmen-Wechsel hervorrufen.

Ein paar beeindruckende Zahlen zu den Marktreaktionen: Der US-Leitindex Dow Jones stieg seit Anfang November um rund 23%, der Technologie-Index Nasdaq 100 sogar knapp 30%. Aber auch der deutsche Dax ließ sich nicht lumpen und war in der Spitze mit 24% dabei, einiges vor dem japanischen Leitindex Nikkei 225 mit rund 18%.

Doch nicht nur Aktienmärkte feierten, nein auch die Währungen reagierten. Das Währungspaar EUR/USD fiel von 1,13 auf 1,03 und viele sagten zum Jahreswechsel mindestens die Parität, wenn nicht sogar einen Kurs von 0,85 voraus, da eine Umsetzung der Trump´schen Wirtschaftspolitik den US-Dollar massiv stärken würde. Der Dollar legte also zum Jahreswechsel nicht nur zum Euro zu, sondern zu nahezu allen Währungen in der Welt. Mit der Folge, dass immer wenn der Dollar stark wird, vor allem die Schwellenländer überdurchschnittlich leiden, da die in Dollar gehandelten Rohstoffpreise fallen und Einnahmen der meist rohstoffexportierenden Länder leiden. Darüber hinaus findet ein Kapitalabzug in Richtung dem „starken“ Dollar-Raum statt. Das bedeutet fallende Aktien-, Anleihen- und Währungskurse in den rohstoff-exportierenden Ländern.

Nicht zuletzt reagierten die großen Anleihen-Märkte, allen voran die US-Staats-Renditen. 10-jährige Staatsanleihen der Amerikaner boten zum Zeitpunkt der Wahl eine Rendite von rund 1,80%. In Erwartung starker Wirtschafts-Dynamik und steigender Inflation stiegen diese bis knapp 2,60% an – natürlich mit entsprechenden Verlusten bei den Anleihekursen. Frei nach der Devise, wer braucht schon sichere Staatsanleihen, wenn die Konjunktur brummt, Aktien steigen und das Geld in Anleihen durch anziehende Inflation entwertet wird. Auch die deutschen 10-Jahres-Renditen zogen natürlich mit und stiegen von 0% auf immerhin knapp 0,50% im Frühjahr.

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