Donald Trump zieht sich zurück – für einen neuen Vorstoß?

25.04.2025

Mark Dowding - Foto: © RBC BlueBay AM

Die US-Finanzmärkte haben sich zuletzt stabilisiert – auch dank eines Dementis aus dem Weißen Haus: Präsident Trump habe nicht vor, Fed-Chef Jerome Powell zu entlassen. Zuvor hatten entsprechende Spekulationen die Märkte verunsichert. Trumps Wunsch nach niedrigeren Zinsen steht jedoch im Widerspruch zu seinen eigenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die die Inflation befeuern. Die Fed bleibt deshalb vorsichtig – auch um ihre Unabhängigkeit zu wahren und nicht dem Vorwurf politischer Einflussnahme ausgesetzt zu sein.

Die Märkte reagieren sensibel auf jede Andeutung einer Aushöhlung der Notenbankautonomie. Trumps Einflussversuche könnten somit genau das Gegenteil bewirken und die Fed darin bestärken, ihre geldpolitische Linie beizubehalten. Der Präsident dürfte sich daher zunehmend auf Kommentare von der Seitenlinie beschränken müssen.

Die Märkte selbst scheinen zur neuen Gegenkraft präsidialer Macht zu werden. Nach der Aussetzung zusätzlicher China-Zölle für 90 Tage zeigt sich: Es gibt weniger einen ‚Fed Put‘, bei der die Zentralbank auf Kursverluste reagiert, als vielmehr einen ‚Trump Put‘ – disruptive Maßnahmen werden zurückgenommen, wenn die Märkte anfangen, US-Assets abzustrafen.

Auch im Handelsstreit mit China ist die Eskalation an ihre Grenzen gestoßen. Seit den jüngsten Ankündigungen ist der bilaterale Handel fast zum Erliegen gekommen – mit spürbaren Folgen für Lieferketten. Leere Häfen und stillstehende LKW in den USA könnten bald das Bild prägen. Gleichzeitig treiben Engpässe bei Komponenten die Preise weiter in die Höhe – verstärkt durch einen schwächeren Dollar infolge rückläufiger Kapitalzuflüsse.

Ein abruptes Ende der Handelsbeziehungen scheint kaum praktikabel. Realistischer erscheint eine schrittweise Entflechtung – auch wenn Washington an seiner Linie, die Abhängigkeit von China zu verringern, festhält. Neue Zölle könnten künftig eher über den US-Kongress eingeführt werden – etwa im Rahmen der Haushaltsplanung zur Gegenfinanzierung von Steuersenkungen. Zusätzliche Zölle per Präsidialdekret könnten dagegen eher als taktisches Druckmittel genutzt werden. Die schlechte Kommunikation und Umsetzung der Zollpolitik hat die Verhandlungsposition der Trump-Administration massiv geschwächt. So sehr, dass die 90-tägige Pause womöglich sogar verlängert wird.

In Folge der Verunsicherung hat auch der Dollar gegenüber fast allen Währungen abgewertet, die Glaubwürdigkeit der US-Politik leidet. Internationale Anleger mussten teils deutliche Verluste hinnehmen und hinterfragen nun ihre Asset-Allokation. In einigen Ländern wird gar offen zu Kapitalboykotten aufgerufen.

Langfristig könnte dies einen Wendepunkt markieren: Weg vom Dollar als bevorzugter Reservewährung. Parallel dazu entkoppeln sich europäische Märkte zunehmend vom US-Geschehen – etwa sichtbar in gegenläufigen Zinsbewegungen. Die geopolitische und ökonomische Unsicherheit sorgt für neue Spannungen – und lässt ein baldiges Ende der Marktvolatilität unwahrscheinlich erscheinen.

Marktkommentar von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management.