Trump bekämpft Wachstum

11.07.2018

Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger / Foto: © Ellwanger & Geiger

Genau in dem Moment, als in Europa überraschend gute Wirtschaftsdaten veröffentlicht werden, schlägt der US-Präsident wieder zu und droht China Zölle im Gegenwert von ca. 200 Mrd. USD an. Der Stimmungsindikator der Marktforschungsfirma Sentix erholte sich von seinen schwachen Vormonaten und die deutsche Exportindustrie legte im Mai trotz aller Widrigkeiten gegenüber dem Vormonat um 1,8 % zu. Zwar fielen die Exporte in die USA, aber sie stiegen kräftig nach China und in die EU. Die Frage ist, wie lange die europäische Konjunktur und das Weltwirtschaftswachstum den irrationalen und wachstumshemmenden Aktionen der TrumpAdministration widerstehen können. Der Schulterschluss, den die Bundeskanzlerin und der chinesische Regierungschef gezeigt haben, hat die Märkte zumindest ansatzweise beruhigt. Leider wird Trump seine Aktionen bis zu den in den USA stattfindenden Herbstwahlen fortführen, da er sich bis dahin mit Sicherheit im Wahlkampfmodus befindet. Die einzige Hoffnung besteht darin, dass die heimische US-Wirtschaft den Druck auf die Trump-Administration deutlich erhöht und die Kernwähler die Auswirkungen der unsinnigen Trump-Politik spüren.

Und dies tun sie bereits, da die ersten Entlassungen und Produktionsverlagerungen von durch Gegenzölle betroffene USUnternehmen bereits angeordnet sind und die Preise für von Zöllen betroffene Produkte zu steigen beginnen. Die Volatilitäten an den Finanzmärkten werden angesichts dieser anhaltenden Unsicherheit weiter zunehmen. Einiges wird von der Währungsrelation des USD zum Euro abhängen. Der leicht gestiegene USD hat bereits einen Teil der geringeren Exportstückzahlen in die USA kompensiert. Da anzunehmen ist, dass der Euro durch die EU-internen Probleme und durch die infolge der eklatant verschärften US-Handelspolitik nachgebenden Wirtschaftsindikatoren schwächer tendieren wird, könnte dieser Trend weiter zur Entspannung beitragen. Die naturgemäß etwas schreckhafteren Finanzmarktakteure, die die Befragungsgrundlage des ZEW-Index bilden, erwarten zunehmend Ungemach und ließen den jüngsten ZEW-Wert und damit ihre Konjunkturerwartung auf ein Sechs-Jahres-Tief absinken. Für langfristig ausgerichtete Investoren könnte sich somit über den Sommer die eine oder andere Kaufgelegenheit ergeben. Antizyklisches Investieren hat sich bisher immer noch langfristig ausgezahlt.

Marktkommentar von Michael Beck, Leiter Asset Management Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG