Transformation ist nichts für Feiglinge

02.10.2018

Kai Anderson, Vorstand Promerit AG / Foto: © Promerit AG

Disruption, Revolution oder Erneuerung? Den Weg in die Zukunft in großen Schritten bezeichnen wir heute als Transformation. Diesen zu wählen und konsequent zu verfolgen ist nichts für Feiglinge, wie uns die Verantwortlichen bei Philip Morris, Bayer oder Zumtobel bestätigen werden.

Transformation braucht den Willen zur Erneuerung und damit auch den Mut zu zerstören. Immer mit einer Vorstellung des Neuen, denn die Alternative zum heutigen Zustand sollte schon zu verwirklichen sein. Nur mit einem Bild von der (besseren) Zukunft wird es dem Erneuerer gelingen, genug Mitstreiter für die Transformation zu gewinnen.

Eine erleuchtete Welt war die Vorstellung von Thomas A. Edison und es war ein langer Weg dahin für sein Team. ‚There is a better way to do it, find it!‘ macht klar, wie mühsam es gewesen ist, Edisons Vorstellung zu verwirklichen. Neben dem Mut zur Erneuerung und einer Vorstellung vom Ziel braucht es eine Menge Ambition, nicht zu schnell zufrieden zu sein.

All dies gilt es zu teilen. Menschen für Erneuerung zu gewinnen, gemeinsam Wege zu finden, sie dabei zu fördern und fordern kann eine Transformation gelingen lassen. Eine andere Möglichkeit gibt es kaum noch. Zumindest nicht, solange wir uns nicht mehr auf den einen genialen Anführer an der Spitze verlassen wollen – außerdem werden die immer seltener. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: die Unternehmensleitung ist zentral für die Transformation. Die Revolution von unten gibt es nicht. Nur wenn die Geschäftsführung gemeinsam den Mut und die Konsequenz zur Erneuerung aufbringt, kann diese gelingen. Die Menschen im Unternehmen sind sehr kritisch, wenn mit schönen Reden und Plakaten mal wieder die wunderbare neue Zukunft ausgerufen wird. Sie beobachten ihre Leitung genau - und wenn diese nicht absolut gradlinig unterwegs ist, lehnt man sich zurück und lässt den Zug an sich vorbei ziehen. Bending heißt der inoffizielle Fachausdruck dafür und dieses Phänomen tötet jede Transformation.

Dem entgegen zu wirken braucht den mutigsten Schritt überhaupt: den Schritt zur eigenen Veränderung. Wer es ernst meint mit dem Thema, muss sich und sein Tun hinterfragen. Wenn das Thema Transformation auf den Tisch kommt, finden sich schnell Ideen, was in anderen Bereichen besser laufen kann. Wie sich Andere verändern müssen. Was alles woanders passieren muss. So funktioniert das nicht. Auf die mehr oder weniger gut gemeinten Ratschläge folgt der Reflex des ‚Machen wir schon alles….‘ oder die Retourkutschen ohne konstruktives Potenzial.

Wenn wir – unabhängig von unserer Funktion und Position – echte Transformation wollen, dann müssen wir mit uns beginnen. Auf der ganz persönlichen Ebene. ‚Was mache ich heute, das nicht in die Zukunft passt? Wie sollte ich mich verhalten? Was hält mich davon ab? Was ist mein Beitrag zur Veränderung? Und wie konsequent bin ich in der Umsetzung?‘ Diese Fragen zu beantworten und sich selbst zu verändern erfordern eine Menge Mut. ‚Walk the talk‘ ist der schwierigste Teil der Transformation. Und wirklich nichts für Feiglinge.

Kolumne von Kai Anderson, Vorstand Promerit AG