Tanz auf der Rasierklinge

06.01.2020

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Deutschland ist fast ein Musterknabe. Liegt aber immer noch knapp über den Kriterien von Maastricht. Dafür werden wir aber von vielen Seiten gescholten. Ironischer weise von denen, die schon immer über ihre Verhältnisse leben. Allerdings schwächelt der „Turm“ kräftig. Nicht nur bei den Auftragseingängen, sondern auch der Arbeitsmarkt. Allein die Banken und die Autoindustrie rechnen mit dem Abbau von über 100.000 Arbeitsplätzen. Und ganz erschreckend die Pisastudien. Ein Drittel der untersuchten Schüler konnten schlecht lesen. Das Ende von „Made in Germany“ könnte vorprogrammiert sein.

Inzwischen gingen durch die Zinsrückgänge dem deutschen Sparer über 750 Mrd. an Zinseinnahmen verloren. Rentenvorsorge durch Sparen, Lebensversicherungen, Pensionsfonds und Unternehmen gestalten sich immer schwieriger und führt sogar zu Kaufkraftverlusten. Die Lücke zwischen Pensionszusagen und Rücklagen wächst. Auch erste solcher Kapitalsammelstellen kommen in die Bredouille. Die BaFin will die Pensionskasse der steuerberatenden Berufe schließen. Steigende Altersarmut, sinkender Lebensstandard, Widerstand gegen Euro (Finanzierung anderer Länder), politisch noch größerer Ruck nach rechts wären denkbare Auswirkungen.

Das gesamte Szenario ist entstanden in einer Phase des Wirtschaftswachstums. Was passiert, wenn dieses in Richtung Null tendiert, oder sogar in eine rezessive Phase eintritt? Oder noch schlimmer, wenn der „America-first“-Präsident  eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Irak beginnt? Neben einem explodierenden Ölpreis (Amerika ist Öl-Selbstversorger), der die Weltwirtschaft noch weiter bremst, dürfte eine neue Flüchtlingswelle losgetreten werden und Europa (nach Amerika wird keiner flüchten) weiter schwächen (Migration als Waffe).

Wir dürfen alle hoffen, dass diese Schreckensszenarien nicht eintreten. Aber wenn, wird er abrupt und massiv eintreten. Ein Reagieren auf die „neue“ Situation könnte unmöglich sein. Der Anleger sollte daher sich in „ruhigen“ Zeiten darauf vorbereiten. Es wird nicht darauf ankommen, ob man den Tag der Überschwemmung genau vorhergesagt, sondern, ob man ein Boot gebaut hat. Wichtigste Bausteine dürften die schuldenfreie, selbstgenutzte Immobilie und ein kräftiger Anteil (20 Prozent) an Edelmetallen sein. Dieser sollte zum Teil auch physisch gehalten werden.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

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