Stuttgarter hat gut gewirtschaftet

01.11.2016

Die Stuttgarter hat die Nase vorn - die Schwaben setzen auf Versicherungsmakler / Bild: © kentoh - Fotolia.com

Die Stuttgarter Lebensversicherung und ihr Sachversicherer werden von Fitch als stabil bewertet. Das Rating ist für den Maklerversicherer beruhigend, da der Verein im Einkaufs-Fokus der Makler bleibt.

Die auf die Assekuranz spezialisierte Agentur Fitch Ratings hat erneut der Stuttgarter Versicherungsgruppe (Stuttgarter) das ‚A‘ Finanzstärkerating (Insurer Financial Strength, IFS) bestätigt. Der Ausblick des Ratings ist stabil.

Der Versicherungsverein Stuttgarter Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit ist die Konzernmutter und die größte operative Einheit der Versicherungsgruppe die ihren Stammsitz am Finanzplatz Stuttgart hat. Die Stuttgarter setzen konsequent auf Einkauf über Versicherungsmakler.

Schwaben haben noch Ersparnisse

Die Bestätigung des ‚A‘ Ratings spiegelt die starke Kapitalausstattung der Stuttgarter sowie die guten Ergebnisse in der Kapitalanalage wider. Das Rating ist durch die relativ geringe Unternehmensgröße der Stuttgarter als mittlere Assekuranz-Gruppe, die eingeschränkte geografische und Diversifikation im Lebensversicherungsbereich und hohe Zinsänderungsrisiken nach oben etwas limitiert.

Fitch beurteilt die Kapitalausstattung der Stuttgarter als schwäbisch solide, gemessen durch die Note „sehr stark“ im Kapitalmodell der Agentur, Prism FBM. Die Agentur erwartet für den Versicherer dass die Kapitalausstattung sich marktbedingt abschwächen wird aber ausreichend bleibt, um das aktuelle Ratingniveau zu unterstützen.

Die Operative Leverage der Stuttgarter stieg 2015 auf 12-fach (2014: 10,8-fach), was die durch die niedrigen Marktzinsen abschwächende Tendenz der Kapitalausstattung darstellt. Die Schwaben können sich der gegen die private Vorsorge gerichteten Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht völlig entziehen.

Die Solvabilitätsquote der Stuttgarter nach Solvency II ist noch nicht veröffentlicht, Fitch erwartet aber, dass die Quote nach Berücksichtigung von Übergangsmaßnahmen deutlich über der erforderlichen 100 Prozent-Marke liegt.

Stuttgarter trotzt den Niedrigzinsen

Die versicherungstechnischen Ergebnisse in der Sparte Lebensversicherung sind 2015 stabil geblieben. Die hohen Aufwendungen für die Zinszusatzreserve wurden durch die Realisierung von Kursgewinnen finanziert. In der Schaden-/Unfallversicherung hat sich die Schaden-Kosten-Quote von 84 Prozent in 2014 auf 91 Prozent in 2015 verschlechtert.

Das war hauptsächlich durch aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen erforderlich gewordenen höheren Zuführungen zu der Pensionsrückstellung verursacht. Die Stuttgarter erzielte 2015 einen Nettoverlust von 9,6 Millionen Euro (2014: 10,4 Millionen Euro Nettogewinn). Wir erwarten 2016 ein positives Nettoergebnis.

Auch 2015 blieb die Nettoverzinsung der Stuttgarter Leben mit 5,2 Prozent (2014: 5,1 Prozent) auf einem hohen Niveau, wobei die laufende Durchschnittsverzinsung von 4,4 Prozent auf 4 Prozent sank. Die Bewertungsreserven der Stuttgarter betrugen zum Jahresende 13 Prozent (Marktdurchschnitt: 16 Prozent) der Kapitalanlagen des Unternehmens (2014: 17 Prozent; Markdurchschnitt: 20 Prozent).

Die Bewertungsreserven sind auf verschiedene Anlageklassen verteilt, was Fitch als positiv ansieht.

Die Stuttgarter investiert im Vergleich zum Branchen-Durchschnitt viel in Aktien. Die Aktienquote der Stuttgarter lag mit 6,9 Prozent (2014: 7,1 Prozent) der Kapitalanlagen zum Jahresende 2015 über der Quote für den Markt von 4,5 Prozent. Aus der Sicht von Fitch zeigen sich die Stuttgarter deshalb anfälliger für die Schwankungen im Aktienmarkt.

Die Stuttgarter hat eine starke Position im deutschen Markt der Versicherungsmakler, sie ist ein Maklerversicherer. Durch den Fokus auf diesen Vertriebsweg und weil die Stuttgarter ausschließlich in Deutschland aktiv ist, muss der Versicherer sich allerdings dem Risiko von ökonomischen und regulatorischen Änderungen stärker aussetzten als global agierende Versicherer wie die ebenfalls in Stuttgart ansässige Allianz-Leben, eine Tochter der Allianz SE.

Konsolidiert wies die Stuttgarter zum Jahresende 2015 eine Bilanzsumme von etwa 6,8 Milliarden Euro aus. Sie vereinnahmte gebuchte Bruttoprämien von stolzen 641,7 Millionen Euro aus der Lebensversicherung und 106,3 Millionen Euro aus der Schaden-/Unfallversicherung.

Fitch sieht Stuttgarter stabil

Auf Grund der gegenwärtigen Herausforderungen im deutschen Lebensversicherungsmarkt, sieht Fitch eine Heraufstufung des Ratings kurz- bis mittelfristig als unwahrscheinlich an.

Nur eine Schwächung der Kapitalausstattung, gemessen durch einen Rückgang des Ergebnisses der Stuttgarter im PrismFBM-Kapitalmodell unter ein Niveau von „sehr stark“ oder ein Anstieg des operativen Leverage auf über 13-fach (aktuell 12-fach) können zu einer Herabstufung führen.

finanzwelt-Fazit: Die Stuttgarter gehört zu den Lebensversicherern die wohl kaum abgewickelt werden, da erscheint im kritischen Fall eher eine Übernahme durch eine kapitalstarke Allianz wahrscheinlich, ähnlich wie bei der Württembergischen Lebensversicherung. (db)