Studie: bAV-Einrichtungen fürchten neue Wirtschaftskrise

04.12.2018

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EU-Wirtschaft noch nicht über dem Berg

Gerade einmal 35 % der Befragten glauben, dass in Europa in Zukunft ordentliche Erträge möglich sind. Dies liege daran, dass die Einzelstaaten kaum zu europäischen Lösungen für wichtige Probleme bereit seien. Dazu zählen hohe Defizite, steigende Schulden, schwache Produktivität und Mangel an Innovationen. Entsprechend sind die Befragten auch von der wirtschaftlichen Lage der EU wenig angetan. So glauben ca. 80 % von ihnen, dass die derzeitige Erholung der EU rein konjunkturbedingt ist und mit dem synchronen Aufschwung der Weltwirtschaft zusammenhängt. Nur jeder Vierte Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass Europa die Krise von 2008 endgültig überstanden hat. Gerade die Lage in Italien gilt als symptomatisch für die tiefen strukturellen Probleme der EU: ineffiziente Arbeitsmärkte, zu niedrige Investitionen und enorme Produktivitätsunterschiede zwischen den Kernländern und der Peripherie. Dass sich daran in Zukunft etwas ändert, glauben die bAV-Einrichtungen nur selten: So halten 60 % der Befragten Institutionen und Politik als erstarrt. Mutige Reformen würden somit verhindert und Populisten damit Nährboden geschaffen. Entsprechend machen sich die bAV-Einrichtungen große Sorgen: Sie fürchten, dass Europa aufgrund fehlender gemeinsamer Maßnahmen kaum etwas gegen eine mögliche nächste Wirtschaftskrise ausrichten kann.

Visionen sind gefragt

Wie pessimistisch die bAV-Einrichtungen sind, dass sich die Lage der EU bald bessert, macht die Aussage eines Teilnehmers deutlich: „Auf jeden, der glaubt, dass die EU Fortschritte macht, kommt einer, der das Gegenteil denkt.“ Doch möglicherweise kann gerade das prominenteste Symptom der EU-Krise eine Chance bieten, sich neu zu definieren: Der Brexit. Die Umfrageteilnehmer identifizierten folgende drei Prioritäten:

  1. einen übergreifenden Aktionsplan mit klaren langfristigen Zielen für die EU,
  2. neue Initiativen zur Stärkung der Währungs- und Kapitalmarktunion, damit die Mitgliedsstaaten krisenresistenter werden und
  3. Maßnahmen gegen das mangelnde Vertrauen in Politiker und Institutionen: bessere Sozialpolitik, die Verringerung von Einkommensungleichheit und bessere Beschäftigungsmöglichkeiten im Zeit­alter des technologischen Wandels.

Von der Nische zum Mainstream

Immer mehr bAV-Einrichtungen machen sich Asset-Allokations-Ansätze zunutze. So werden Diversifikationsinstrumente, die früher ein Nischendasein führten, zunehmend zum Mainstream. Die drei wichtigsten Ansätze sind heute Factor Investing (58 %), unkorrelierte Absolute-Return-Strategien (53 %) und alternative Risikoprämienkonzepte, um vorübergehende Preisanomalien zu nutzen (48 %). „Diversifikation nach alter Art eignet sich nicht für eine Zeit mit hoher Volatilität und niedrigen Erträgen“, so eine Antwort. Auch ESG gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Grenzüberschreitender europäischer Altersvorsorgemarkt muss weiter entwickelt werden

Vor der ersten IORP-Direktive im Jahr 2003 mussten europaweit tätige Arbeitgeber in jedem Land im Einklang mit den lokalen Vorschriften eigene bAV-Einrichtungen betreiben. Mit der Direktive begann die Konsolidierung. Seitdem ist das Volumen der IORP-Anlagen in der EU gestiegen. Im Dezember 2017 trat dann die IORP-II-Direktive in Kraft.

Weniger als ein Viertel der befragten bAV-Einrichtungen setzt sie in dieser Frühphase bereits um. Weitere 60 % entwickeln gerade das entsprechende Bewusstsein. Etwa 40 % rechnen mit einer Beschleunigung der Umsetzung. Einer der Teilnehmer antwortete: „Wir brauchen eine einfache Lösung, einen One-Stop-Shop, der die Komplexität der Altersvorsorge in der EU verringert.“

„Der zunehmende Populismus in einer Zeit, in der die Notenbanken das Quantitative Easing abwickeln, hat bei bAV-Einrichtungen für neue Unsicherheit gesorgt“, erklärt Projektleiter Professor Amin Rajan, CREATE-Research.

„Politische Risiken sind heute mehr als ein vorübergehender Störfaktor, weil Wirtschaft und Märkte krisenanfälliger geworden sind. Aber bAV-Einrichtungen reagieren darauf äußerst pragmatisch. Ihre Asset-Allokation wird immer innovativer“, ergänzt Pascal Blanqué, Group Chief Investment Officer von Amundi. (ahu)

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