Stromberg-Faktor schlägt Robo-Advisor
06.08.2019
Foto: © Brainpool / Willi Weber
Haben Sie schon von AlphaGo gehört? Es ist die Künstliche Intelligenz, die 2016 den Weltmeister Lee Sedol im hoch komplexen asiatischen Brettspiel Go geschlagen hat – und zwar vernichtend mit 4:1! Maschine schlägt Mensch! Warum sollte dann eigentlich ein Mensch weiterhin die Strategie im Vermögensaufbau erstellen? Warum sollte es nicht stattdessen eine intelligentere Maschine tun? Der „Robo Advisor“ als Berater? Spannende Idee, aber es gibt noch eine noch bessere!
Die Geschichte ist gepflastert mit Berufsgruppen, die dem Fortschritt der Wissenschaft zum Opfer gefallen sind. Ein berühmtes Beispiel: die schlesischen Weber zu Beginn der Industrialisierung. Wurden Tücher und andere Textilien bisher von einzelnen Webern zu Hause hergestellt, verlagerte sich die Produktion zunehmend in Fabriken mit mechanischen Webstühlen. Die Stoffe konnten so erstens in besserer Qualität und zweitens schneller und damit viel preiswerter gewebt werden. Eigentlich alles super, zumindest für die Produzenten und die Kunden. Nur leider bekamen die Weber für ihre Waren deshalb immer weniger Geld. Es folgte der bekannte Weberaufstand von 1844.
Der Traum von einer schönen, neuen Welt
Was des einen Leid, ist des anderen Freud. So auch beim Thema Künstliche Intelligenz (KI). Manche haben Angst um ihre Jobs, andere frohlocken über kräftige steigende Profite, schnellere Abläufe und mehr Bequemlichkeit. Während die einen eine Zukunft fürchten, in der entfesselte Killer-Roboter die Menschheit auslöschen, schwärmen die anderen von grenzenlosen Möglichkeiten und der endgültigen Überwindung von Naturgesetzen bis hin zum ewigen Leben. Was bedeutet das für die Investment-Beratung?
Die Sache kann doch nicht so schwer sein, mögen einige jetzt denken. Wenn die KI einen Menschen beim Strategiespiel „Go“ dominiert, dann sollte sie doch auch im Anlage-Bereich den Makler und am besten noch den Markt schlagen können! Ein paar Top-Forscher füttern einen „Robo Advisor“ mit den Erfahrungen der gesamten Finanz-Geschichte, programmieren einen Algorithmus und schon winken uns bald Rekord-Renditen. Wozu dann noch ein menschlicher Berater? Der ist doch außerdem viel teurer als eine Maschine, arbeitet langsamer und muss zwischendurch essen, trinken und schlafen.
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