"Stock Picking wird entscheidend sein"
18.06.2019
Mark Denham, Head of European Equities bei Carmignac / Foto: © Carmignac
Auf der Suche nach Rendite sprechen viele Marktteilnehmer über die Attraktivität des US-Markts und Chancen auf dem asiatischen Kontinent. Doch wie schaut es überhaupt vor unserer Haustür in Europa aus? Was bedeutet der Brexit? Und inwiefern ist die Aktienselektion für den Anlageerfolg mit ausschlaggebend? Mark Denham, Head of European Equities bei Carmignac, erläutert im finanzwelt-Talk seine Sicht der Dinge.
finanzwelt: Würden Sie sagen, dass europäische Aktien auf dem aktuellen Niveau weltweit zu den eher attraktiven Anlageklassen zählen?
Denham: Europäische Aktien befinden sich derzeit an einem attraktiven Einstiegspunkt, da die Marktstimmung niedrig und die Bewertungen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 und einer Dividendenrendite von 4 Prozent attraktiv sind. Darüber hinaus wurden nach der Berichterstattung über die ersten Quartalsergebnisse die Konsenserwartungen für das Wachstum der Unternehmensgewinne von 10 auf 5 Prozent gesenkt, was uns realistischer erscheint. Angesichts dieser Zahlen ist es schwer zu leugnen, dass dies ein potenziell guter Ausgangspunkt und damit eine Chance ist. Obwohl ich nicht garantieren kann, dass die Aktienmärkte sofort steigen werden. Wie erwähnt, haben wir verschiedene Unsicherheiten: die anhaltende Angst der Märkte vor dem Handelskrieg zwischen China und den USA, der ungeklärte Brexit, soziale Unruhen in Frankreich und so weiter. Daher kann es sich als Investor schwierig erweisen, einen solchen Markt anzusprechen. Die Zeiten erfordern eine disziplinierte und selektive Haltung gegenüber den Aktienmärkten. Stock Picking wird entscheidend sein!
finanzwelt: Deutschland galt immer als Hort der Stabilität Europas. Sind deutsche Aktien, nach der vergleichsweise guten Performance in den ersten fünf Monaten, immer noch per se einen Kauf wert?
Denham: Tatsächlich haben sich die deutschen Aktien bereits Ende 2018 von ihrem Überverkaufsniveau erholt, sodass sich Anleger die Fundamentaldaten nun genauer anschauen. Allerdings kann ich nicht vorhersagen, was im Laufe des Jahres auf dem deutschen Markt passieren wird. Das ist zu knifflig! Noch wichtiger ist aber, nicht nach Ländern zu investieren. Wir verfolgen einen Bottom-up-Ansatz, das heißt unser Anlageprozess konzentriert sich auf Geschäfte mit hohen und stabilen Kapitalrenditen, die Gewinne reinvestieren. In Deutschland sind wir übergewichtet, vor allem aber bei Softwarehäusern wie SAP. Wir haben auch am Börsengang von Knorr-Bremse partizipiert. Wir finden Chancen, aber nicht in Sektoren, die auf die globale Verlangsamung reagieren.
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