Stimmungsumschwung auf den chinesischen Aktienmärkten

08.07.2022

Marcus Weyerer, Senior ETF Investment Strategist EMEA bei Franklin Templeton Investments / Foto: © Franklin Templeton

Unter der Annahme, dass die Zukunft die Vergangenheit in irgendeiner Form wiederholen wird, bedeutet dies, dass der Drawdown 2021-2022 einen Anstieg von 110 % gegenüber dem Tiefpunkt erfordert, um ein neues Allzeithoch zu erreichen. Wir befinden uns derzeit am Tag 76 der Erholung (d. h. nach dem Tiefpunkt). Zu diesem Zeitpunkt können wir feststellen, dass chinesische Aktien nur knapp ein Viertel des "erforderlichen" Weges zurückgelegt haben (26 %/110 % = 24 %). Das ist weniger als nach dem Tief von 2018 (33,5 %), aber mehr als nach den Rückgängen von 2008 und 2016 (18 % bzw. 21 %). Dies deutet darauf hin, dass der Markt zumindest kurzfristig ein wenig Luft holen dürfte, bevor er seine Erholung fortsetzen kann. Etwas weiter in die Zukunft blickend zeigt sich dann aber, dass der Markt während früherer Erholungsphasen ein Jahr bzw. 262 Handelstage nach dem Tiefpunkt jeweils bereits zwischen 40 und 56 % des Weges zurückgelegt hatte.

Markt hat schlechte Nachrichten bereits eingepreist

Wenn das Tief vom 15. März tatsächlich der Tiefpunkt war, kann man sagen, dass die Erholung auf Kurs ist und mit früheren Episoden im Einklang verläuft.. Die gute Nachricht ist, dass die Entwicklungen der letzten drei Monate das Vertrauen gestärkt haben, dass der Markt gerade dabei ist, einen dauerhaften Boden zu bilden. Die Risiken sind nach wie vor hoch und reichen von geopolitischen bis hin zu wirtschaftlichen und gesundheitlichen Unsicherheiten, aber die Bewertungen in China sind weiterhin attraktiv und deuten darauf hin, dass ein gewisses Maß an schlechten Nachrichten bereits eingepreist ist.

Auch wenn der Markt derzeit vielleicht etwas zu schnell gestiegen ist, scheinen die Aussichten angesichts der Lehren aus der Vergangenheit vielversprechend. Wenn die fundamentalen Nachrichten weiterhin von negativ auf neutral und vielleicht sogar positiv umschlagen, könnten die Aussichten für chinesische Portfolios in starkem Kontrast zu den Portfolios der Industrieländer stehen, die zunehmend das Risiko einer US-Rezession einpreisen. China scheint sich an einem ganz anderen Punkt des Zyklus zu befinden…

 Kolumne von Marcus Weyerer, Senior ETF Investment Strategist EMEA bei Franklin Templeton Investments