Stehen die Schwellenländer unter Druck?
17.12.2018
Thomas Hünicke / Foto: © WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH
Bombensicher sind Investments in den Emerging Markets natürlich nicht. Analysten schätzen aber, dass die Schwellenländer ihre Verluste ausgleichen und 2019 starke Gewinne erzielen werden.
In diesem Jahr geht es an den internationalen Kapitalmärkten eher ruppig zu. Das Besondere: Sowohl Industrienationen als auch Schwellenländern sind gleichermaßen davon betroffen. So war der MSCI Emerging Markets Index von seinem Höchststand im Januar 2018 bis Juli um rund 16 Prozent gefallen und hat in Jahresfrist mehr als 12,5 Prozent verloren.
Auf der anderen Seite zeigen verschiedene Emerging Markets, dass der Trend definitiv nach oben zeigt. Den brasilianischen Leitindex Bovespa hat der Wahlsieg des konservativen Kandidaten Jair Bolsonaro beflügelt. Seit Ende August hat er knapp 15 Prozent gewonnen. Zu der Rallye hatte der Index bereits angesetzt, als die Umfrageergebnisse auf einen wahrscheinlichen Wahlsieg Bolsonaros hindeuteten. Überhaupt hat sich Brasilien nach zwei wirtschaftlich schlechten Jahren zuletzt berappelt. Für 2018 erwarten Analysten die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von rund 2,25 Prozent nach knapp ein Prozent im vergangenen Jahr und massiven Rückgängen 2015 und 2016.
Oder Saudi-Arabien: Trotz des wirklich unappetitlichen, offenbar offiziell beauftragten Mordes am Journalisten Jamal Ahmad Khashoggi am 2. Oktober im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul hat das streng islamische Königreich auf der Wirtschaftskonferenz „Future Investment Initiative“ in Riad Verträge in den Bereichen Öl, Gas und Verkehr im Wert von mehr als 50 Milliarden US-Dollar vereinbart. Der saudi-arabische Leitindex Tadawul All Share Index hat seit vergangenem Dezember zehn Prozent gewonnen.
Der Vietnam Ho Chi Minh Stock Index (VN), also der führende Index des Landes, hat seit Herbst 2013 seinen Kurs fast verdoppelt – von rund 500 auf zuletzt etwa 1000 Punkte. 2017 legte der VN-Index auf Jahressicht um fast 50 Prozent zu und zählte damit zu den erfolgreichsten Indizes weltweit.
Apropos Aufwärtstrend: Der MSCI Emerging Markets Index hat sich seit Anfang November stark erholt und fast sieben Prozent an Wert gewonnen. Der der Aktienindex anhand von knapp 850 Aktienwerten die Entwicklung an den Börsen der wichtigsten Schwellenländer widerspiegelt, lässt sich darauf eine positive Tendenz ableiten. Dazu passen Äußerungen verschiedener Analysten. „Wir glauben, dass die negative Stimmung aufgrund des starken US-Dollars, der anhaltenden Handelskriege und des Zusammenbruchs der türkischen Lira ein wesentlicher Grund für die starken Abflüsse aus Anlagen in Schwellenländern im Jahr 2018 waren.
Die Wachstumsmärkte verfügen über die niedrigsten Bewertungen unter allen großen Anlageklassen weltweit, mit fast 30 Prozent Rabatt auf die entwickelten Märkte und bieten eine Free Cash Flow Rendite von schätzungsweise fünf bis sieben Prozent im nächsten Jahr“, schreibt beispielsweise Aneeka Gupta, Associate Director Research von WisdomTree. Kurzum bedeutet das: Die Investmentgesellschaft geht davon aus, dass die Schwellenländer ihre Verluste ausgleichen und 2019 starke Gewinne erzielen werden.
Stehen die Schwellenländer also unter Druck? Nun, bombensicher sind Investments in den Emerging Markets natürlich nicht. Aber unter Druck stehen die meisten Schwellenländer nicht mehr und nicht weniger als die klassischen Industrienationen auch.
Kolumne von Thomas Hünicke, geschäftsführender Gesellschafter der unabhängigen WBS Hünicke Vermögensverwaltung GmbH aus Düsseldorf