Sprudelndes im Tal der Dürre

22.06.2021

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Moderate Ausfallraten

Die Ausfallrate ist ein wichtiges Kriterium bei der Chance-Risiko-Betrachtung. Die durchschnittliche Ausfallrate für High Yield-Bonds schwankt um die 3,5 bis 4,0 %. 2020 gab es höhere Ausfallraten, auch geschuldet dem dramatischen, wirtschaftlichen Einbruch. So kam es in den USA zu einer beträchtlichen Anzahl von Ausfällen – etwa 7 %. Dadurch fielen die schwächsten Emittenten aus dem Hochzinsuniversum, während höher bewertete übrigblieben. Fairerweise sollte hinzugefügt werden, dass diese Annahmen hinfällig wären, sollte sich wider Erwarten ein dramatischer Konjunkturdämpfer einstellen, der dann zum Anstieg der Ausfallraten beitragen würde. In den USA sind die Spread-Level historisch immer größer als in Europa. Der amerikanische High Yield-Markt ist vielfältiger und breiter aufgestellt.

Investoren sollten jedoch auch in Betracht ziehen, dass viele kontinentaleuropäische Unternehmen aus der Finanz- und Wirtschaftskrise ihre Lehren gezogen und ihren Verschuldungsgrad zurückgeschraubt haben. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass (europäische) Firmen im Hochzinsbereich ihre Anleihen nicht zurückzahlen können, zumindest tendenziell bis dato gesunken. Allerdings ist eine grundlegende Analyse der Fundamentaldaten und des zugrundliegenden Geschäftsmodells unabdingbar, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. „Wir haben festgestellt, dass US-Hochzinsanleihen über weite Teile des Jahres 2020 einen klaren Vorteil gegenüber europäischen Hochzinsanleihen boten, aber dieser Vorteil ist jetzt fast nicht mehr vorhanden, da sich die längerfristigen Spreadverhältnisse bis zu einem gewissen Grad normalisiert haben“, so Hochzinsspezialist Hanson. Eine gründliche Selektion und Analyse der Unternehmen sind bei der Beurteilung zwingend erforderlich. „Solide Unternehmen aus den coronageplagten Branchen wie Airlines, Hotels oder Büroimmobilien weisen für uns derzeit noch ein gutes Potenzial auf“, resümiert Rentenfondsmanager Choragwicki. Überhaupt empfiehlt es sich, breiter zu streuen und das Anlegergeld in einen entsprechenden Fonds zu investieren. Durch aktives Portfoliomanagement können Zahlungsausfälle vermieden bzw. merklich reduziert werden. (ah)

Fazit

Das Zinstal lässt das Segment der Hochzinsanleihen weiterhin attraktiv erscheinen. Zwar sind die Prämien (stark) zurückgekommen, aber im Vergleich zu Investment Grade-Anleihen durchaus interessant. Der Markt wird beständig größer, auch weil es in der jüngeren Vergangenheit, bedingt durch Corona, zu einigen Herabstufungen kam (Stichwort Fallen Angel). Hochzinsanleihen bleiben somit eine Anlageklasse, mit der man das Risiko aus Sicht der Vermögensallokation gut streuen kann, und historisch betrachtet bieten sie ein ähnliches Renditeniveau wie Aktien mit geringerer Volatilität.