So viele BU-Fälle werden bewilligt

06.08.2020

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Seele ist immer häufiger der Grund

Auch im Jahr 2018 waren psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen der häufigste Grund dafür, dass Arbeitnehmer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ihrem Beruf nachgehen konnten: In 26,6 % aller anerkannten Fälle waren sie der Leistungsauslöser. Dahinter folgen Muskel-Skelett-Erkrankungen, auf die 23,8 % aller Fälle zurückgehen, gefolgt von Krebserkrankungen, die in den Statistiken als „Bösartige Neubildungen“ geführt werden. In wie weit Unfälle Auslöser für Berufsunfähigkeit sind, lässt sich aus der Statistik nicht ablesen. So gibt es nicht immer eine eindeutige Abgrenzung zu Krankheiten, die aus einem Unfall resultieren.

Dass psychische Krankheiten immer häufiger der Grund sind, den Beruf nicht mehr ausüben zu können, belegen auch Daten der gesetzlichen Rentenversicherung DRV. So waren im Neuzugang 2018 bei Männern 36 % aller Erwerbsminderungsrenten (EMR) auf psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen zurückzuführen, bei den Frauen waren es sogar 48 %. Beim Vergleich zwischen privater BU und zeigt sich, dass die die BU häufiger als die EMR auch bei anderen Erkrankungen leistet und die sorgfältige Gesundheitsprüfung Effekte zeigt.

Technik ist noch ausbaufähig

Bezüglich der Digitalisierung stehen bei der BU-Versicherung insbesondere Vertriebsaspekte wie Kundengewinnung und TAA-Prozess im Vordergrund. Hingegen sei laut Michael Franke die digitale Unterstützung im Leistungsfall in der Regulierung noch ein knappes Gut. Jedoch habe sich mittlerweile das Telefoninterview zwischen Sachbearbeiter und Anspruchssteller etabliert und sorge in der schwierigen Situation der Kunden für ein deutliches Plus an Unterstützung. Hingegen blieben Instrumente wie Video-Chat, Desktop-Sharing oder Telefonkonferenz in der Vor-Corona-Zeit noch deutlich hinter ihren technischen Möglichkeiten zurück. Das bereits praktizierte Online-Tracking des Leistungsfalls, vergleichbar mit einer Paketverfolgung, sei in diesem Zusammenhang ein Schritt nach vorn. Im besten Fall sehe der Kunde hier sogar den konkreten Bearbeitungsstand, teilweise aber auch nur den  Posteingang. „Die Versicherer haben die Chancen der Digitalisierung für den Leistungsfall zwar erkannt“, konstatiert Michael Franke. „Sie müssen aber zunächst die oft betagten Bearbeitungssysteme modernisieren, um überhaupt für neue Techniken offen zu sein. Kostbare Zeit, die jetzt fehle“, so Franke. „Seit Corona ist beispielsweise die traditionelle Außenregulierung kaum noch möglich.“ Videochatfunktionen und weitere digitale Werkzeuge seien nicht nur „nice to have“, sondern für eine kundenorientierte BU-Leistungsprüfung unabdingbar. Sein Tipp: Die in Corona-Zeiten improvisierten Lösungen in den Standard überführen nach dem Motto: Einfach machen.

Die detaillierten Studienergebnisse werden in Kürze hier veröffentlicht. (ahu)