So spaltet Corona die Immobilienbranche

06.01.2021

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Hotel- und Einzelhandelsimmobilien dürften von der Krise mehr betroffen sein als ein Segment, das durch die Corona-Einschränkungen und der Diskussion um eine vermeintlich „Neue Normalität“ ebenfalls vor einer sehr ungewissen Zukunft steht: So stehen bei 41 % der Investoren Büroimmobilien auf der Einkaufsliste. Zugleich erwarten jedoch 70 % der Befragten, dass diese Assetklasse von höheren Leerständen betroffen sein wird.

Bei den Immobilienankäufen stehen nicht unbedingt die großen Metropolen im Fokus, sondern viel mehr deren Umland und Sekundärstandorte mit mehr als 100.000 Einwohnern. „Entgegen bisheriger Wirtschafts- und Finanzkrisen sind es nicht die Sekundär­standorte, die in der Investorengunst vorrangig leiden, sondern einzelne Assetklassen, die stark von der Pandemie betroffen sind. Erwartungsgemäß spüren der Non-Food-Einzelhandel und Hotels die Folgen der Pandemie besonders deutlich – und damit auch die Eigentümer in diesen Bereichen“, so John Kamphorst, Mitglied der EVIC-Geschäftsleitung.

„Unsere neue Investoren-Umfrage zeigt deutlich, dass die Priorität der Investoren auf einem weiteren Bestandsaufbau durch Zukäufe liegt. Keiner der Befragten rechnet mit einem übergreifenden Pessimismus in der Branche“, erläutert Kai Wolfram, geschäftsführender Gesellschafter von EVIC. „Vor allem bei institutionellen Investoren ist der Kapitaldruck weiterhin hoch. Das wird den Produktmangel bei guten Objekten in den kommenden Monaten weiter verschärfen – auch außerhalb der Big 7.“

Preissteigerung erwartet

Der seit Jahren existierende Preisboom auf dem Immobilienmarkt dürfte auch durch die Corona-Krise nicht gestoppt werden. So gehen 79,6 % der Befragten von Preissteigerungen in den Ballungsgebieten aus, für die regionalen Märkte erwarten 57,4 % der Umfrageteilnehmer steigende Preise. Um diese stemmen zu können, werden die Investoren wohl weniger auf Fremdkapital zurückgreifen können als früher. So gaben mehr als 81 % der Umfrageteilnehmer an, dass sie sich in Folge von Corona mit höheren Eigenkapitalerfordernissen konfrontiert sehen. Dass die Immobilieninvestitionen in Zukunft mehr Ertrag abwerfen, wird nur von einer Minderheit der Befragten erwartet: Lediglich ein Viertel geht davon aus, dass die Renditen assetklassenübergreifend steigen werden. Überdurchschnittlich häufig ist diese Meinung bei Finanzierungsinstituten, Versicherern und Pensionskassen verbreitet.

Es gibt mehr als nur Corona

Die Corona-Krise hat viele andere Probleme, mit denen sich die Immobilienbranche konfrontiert sieht, in den Hintergrund rücken lassen, bspw. die Mietpreisbremse. 70 % der Umfrageteilnehmer betrachten deren Auswirkungen auf ihr Geschäft als mittelschwer bis schwer. Deutlich weniger Sorgen macht den Investoren hingegen die angekündigte Grunderwerbssteuerreform. (ahu)