Schutzwall gefragt

06.04.2020

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Eine Bäckerei kann pleite gehen

Cyberkriminalität ist auch nach Angaben der Allianz Ver-sicherung ein großes Problem in der deutschen Wirtschaft. Eine Bitcom-Studie zeige, dass zwischen 2016 und 2018 sieben von zehn Industrieunternehmen Opfer eines Cyberangriffs geworden seien. Der Schaden habe mehr als 43 Mrd. Euro betragen. „Für ein kleines Unternehmen kann so ein Angriff existenzbedrohend sein“, sagt Zoran Zdravkovic, Bevollmächtigter für das Firmengeschäft beim Versicherer. Er wisse von einer Münchner Bäckerei, deren Software gehackt wurde. Ein Mitarbeiter hatte den Anhang einer elektronischen Bewerbung geöffnet. Mit dem Ergebnis, dass sämtliche IT-gesteuerte Maschinen des Betriebs nicht mehr funktionierten und die Produktion eine Woche lang stillstand. Die Kosten für die Wiederherstellung der IT allein betrugen 18.000 Euro. „Der Betriebsunterbrechungsschaden war noch höher“, sagt Zdravkovic. Er nennt fünf Gründe für den Abschluss einer Cyberschutzversicherung: Erstens könne es Jeden treffen. Von großen Fällen wie weltweiten Hacks mit der Ransomware »WannaCry« fühlten sich KMU oft nicht bedroht. „In der Praxis sehe ich aber, dass selbst kleine Betriebe wie die Pizzeria um die Ecke, freiberufliche Steuerberater oder Schriftsteller angegriffen werden“, sagt Zdravkovic.

Im Übrigen richte sich eine Attacke nicht immer gezielt gegen das jeweilige Unternehmen, mit Viren könnten Betriebe sich auch zufällig über das Internet infizieren. Zweitens sei ein Schaden teuer. Zdravkovic weiß von einem Fall, in dem sich der Angreifer Zugriff auf die Telefonanlage einer IT-Firma verschaffte. Es entstanden Kosten in Höhe von 40.000 Euro. Die Allianz übernehme aber nicht nur die Kosten für Wiederherstellung der IT und die Unterbrechung des Betriebs. Auch Ansprüche Dritter seien abgesichert, wenn etwa Kundendaten gestohlen würden. Ein dritter Aspekt: Auch einem Mitarbeiter kann bei der Bedienung der Steuerungssoftware ein Fehler passieren. Hat dieses Missgeschick eine Betriebsunterbrechung zur Folge, sind die Kosten dafür abgedeckt. Auch wenn ein Hacker sich in die Telefonanlage des Kunden hackt und darüber Gespräche Dritter abwickelt, ersetzt die Allianz die dabei anfallenden Kosten. Voraussetzung in beiden Fällen ist, dass der Kunde die entsprechenden Zusatzbausteine abgeschlossen hat. Viertens kommt die Beratung gratis dazu. Jedes Unternehmen, das einen Cyberschutz abschließen möchte, muss sich einer Prüfung unterziehen. Die Allianz hat dafür einen Fragebogen entwickelt, der die IT-Struktur genau prüft und Sicherheitslücken aufdeckt. Praktisch: Für die Betriebe ist dieser Fragebogen eine Art kostenlose Schulung, denn sie werden beim Ausfüllen dafür sensibilisiert, worauf es beim Schutz gegen Cyberkriminelle ankommt. Unabhängig davon, ob sie den Vertrag am Ende abschließen. Und fünftens halten sich Hacker nicht an Geschäftszeiten. Daher ist es oft schwer, im Notfall Experten ans Telefon zubekommen. Die Experten der Allianz CyberSchutz-Krisenhotline seien hingegen Tag und Nacht erreichbar. Und drohe ein Imageschaden, helfe man auch: mit einem Berater für Krisenkommunikation. (hdm)