Schöne neue Welt

25.06.2019

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Die gute alte Welt von früher, in der alles noch so geordnet und einfach war, gibt es nicht mehr. Das gilt für Warenhäuser genauso wie für Versicherungsgesellschaften. Die Kunden verlangen immer mehr nach individuellen Angeboten. Und vor allem die Digitalisierung des Geschäfts ermöglicht es den Anbietern, dies in ihren Produktschmieden abzubilden.

Auf die Zielgruppe kommt es an – die Diversifizierung von Versicherungsangeboten und Tarifen ist auf dem Vormarsch. Das gilt für die gesamte Branche, und kein Versicherer kann sich dem mehr verweigern. Sei es im Gewerbebereich, in dem sich im Hinblick gerade auf kleine und mittlere Unternehmen, auf Selbstständige und Freiberufler längst Baukastensysteme je nach unterschiedlichen Anforderungen durchgesetzt haben. Ein Friseurgeschäft setzt naturgemäß andere Prioritäten als eine Schreinerei, ein metallverarbeitender Betrieb hat andere Sicherheitsbedürfnisse als eine Druckerei. Ähnlich sieht es allerdings auch im privaten Versicherungsbereich aus: Zum Schutz vor den finanziellen Folgen eines Unfalls, von Pflegebedürftigkeit, schweren Erkrankungen oder Berufsunfähigkeit kann man sich heute Leistungen nach eigenem Gusto zusammenstellen. Übrigens ein Prinzip, das es in der privaten Krankenversicherung mehr oder weniger schon seit Jahrzehnten gibt. Daraus speist sich beispielsweise der Erfolg von Zusatz- und Ergänzungspolicen. Und auch in der Kfz-Versicherung interessieren sich immer mehr Verbraucher für individualisierte Tarife, die eng mit dem persönlichen Fahrstil zusammenhängen. „Einen Einheitstarif gibt es in der Versicherung längst nicht mehr, schon heute werden eine Vielzahl individueller Merkmale wie Alter, Anzahl der Kinder oder auch die berufliche Tätigkeit genutzt, um das Versicherungsrisiko und die Höhe der Prämie zu berechnen“, sagt Fabian Nadler, Referent Digital Insurance & InsurTech Bitkom e.V.

Digitale Technologien ermöglichen es, zusätzliche Daten zu erheben und einen Versicherungstarif noch genauer auf das individuelle Verhalten abzustimmen – offenbar empfinden das viele Kunden als gerechter. Nadler: „So besteht z. B. für Fahranfänger die Möglichkeit einer großen Kostenersparnis, wenn diese nur wenig oder vorsichtig fahren.“ Eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom hat gezeigt, dass vor allem die jüngeren Kunden bei Versicherungsgesellschaften und auch bei den Maklern nicht einfach mehr Konfektionsware von der Stange abschließen wollen. Sie verlangen stattdessen nach individuell auf sie zugeschnittenen Offerten. Signifikant wird dies laut Bitkom vor allem an den Kfz-Tarifen. So geben 43 % der 14- bis 29-Jährigen an, derartige Angebote auf jeden Fall nutzen zu wollen oder zumindest nicht abgeneigt zu sein. Bei den 30- bis 49-Jährigen waren es 34 %, unter den 50- bis 64-Jährigen 30 % bei den Befragten ab 65 Jahren 26 %. Individualisierung ist also zunehmend Trumpf. Und Digitalisierung offenbar das passende Werkzeug. Welche Rolle spielt dies jedoch hinsichtlich der Produktausrichtung der Versicherer auf unterschiedliche Zielgruppen?

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