Safety first

05.03.2018

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Jetzt, nämlich in guten Zeiten, ist es zwingend notwendig, seine Anlagestrategie zu überprüfen und mit den eigenen Ansprüchen abzugleichen. Das heißt, wer nur 40 Prozent Aktienanteil haben will, aber inzwischen auf einem 70-prozentigen Anteil sitzt, muss 30 Prozent verkaufen. Die anderen werden irgendwann das Zitat an der Börse leidvoll erfahren: Die Börse schenkt nicht, sie leiht nur. Und wer beim 50-Prozent-Crash 70 Prozent Aktien hält, verliert ein Drittel seines Vermögens, wer auf 40 Prozent reduziert hat 20 Prozent.

Das unbeherrschbare Volumen an „gemanagten“ Produkten, die unverantwortliche Summe an Derivaten und die Risiken von Computerstrategien lassen eine bislang ungekannte Volatilität erwarten, die vor allem unerfahrene Aktienanleger verzweifeln lassen. Der immer höher steigende Schuldenberg weltweit ist auch keine Beruhigungspille. Und die geopolitischen Spannungen drohen zu eskalieren.

Trends haben immer einen großen Nachteil: Irgendwann brechen sie, und zwar oft zu einem völlig „unvorhersehbaren“ Zeitpunkt. Deshalb ist die Zeit zu handeln: Heute - Vermögenserhaltung muss aktuell einen größeren Stellenwert haben, wie die Renditeoptimierung. In Phasen der Sorglosigkeit werden Risikohinweise gerne belächelt. Aber die einen lernen durch zuhören und nachdenken, die anderen durch eigene Erfahrung.

Als weiteren Strategiepunkt zur Kapitalsicherung empfehle ich einen 10 bis 20-prozentigen Anteil an Edelmetallen. In einer Wohlfühlstimmung an der Börse gelten diese Engagements als „unprofessionell“. Es gibt ja auch keine Zinsen (das unsinnigste Argument gegen Gold). Aber in der Vergangenheit hat jeder Kurseinbruch Ängste hervorgerufen. Wer Angst hat, kauft Gold. Da Gold nicht beliebig vermehrbar ist, steigen die Kurse kräftig, der unerfahrene Anleger „traut“ sich nicht aufzuspringen (bei so viel Verlust bei den Aktien), verpasst dadurch den Trend. Der Aufwärtstrend der Edelmetalle hat eventuell gerade begonnen, nach fast sieben Jahren Korrektur.

Der schwache Dollar begünstigt für den Euro-Anleger den heutigen Kaufzeitpunkt. Gemäß jüngster Statistik fallen seit 2011 die Produktionszahlen. Wenn sich die Nachfrage der Anleger deutlich erhöht, bei gleichzeitig fallendem Angebot, dürfte jedem klar sein, wohin die Preise sich entwickeln und warum ich Edelmetalle immer wieder zur Sicherung des Vermögens empfehle. Bei der derzeitigen hohen Silber-Gold-Ratio von etwa 80 (Durchschnitt ca. 55) sollte auch Silber als Diversifikation und als Beimischung in die Kaufüberlegung einbezogen werden.

Diese Strategiehinweise sollen nicht bedeuten, dass die Aktienkurse nicht weiter steigen können oder bald einbrechen bzw. die Edelmetallkurse morgen explodieren. Aber es kommt nicht darauf an, ob man die Sturmflut genau vorausgesagt, sondern ob man ein Boot gebaut hat.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH