Run-off ist keine Benachteiligung der Versicherten!
12.03.2020
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Das Thema Run-off in der Lebensversicherung erhitzte in den letzten Jahren die Gemüter. Doch wie berechtigt sind die Befürchtungen, dass die Versicherten die großen Verlierer der Run-offs sind? Für die Beantwortung dieser Frage hat das Deutsche Institut für Altersvorsorge eine Studie in Auftrag gegeben. Diese stützt so manche Vermutung – aber nicht alle.
Die niedrigen Zinsen machen den Lebensversicheren seit Jahren zu schaffen, weshalb sich so manche Versicherungsgesellschaft von diesem Produkt verabschiedet und das Neugeschäft eingestellt hat. Zudem haben einige Versicherer ihre LV-Bestände auch auf sogenannte Run-off-Gesellschaften übertragen. Es stand häufig die Befürchtung im Raum, dass diese Entwicklung zu Lasten der Kunden gehen würde. Dass dem nicht zwangsläufig so ist, geht aus der Studie „Run-offs bei Bestandsverträgen zur Altersvorsorge hervor“, die das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) bei der V.E.R.S. Leipzig in gegeben hat. Die unter Mitwirkung von Prof. Dr. Fred Wagner vom Institut für Versicherungswirtschaft an der Universität Leipzig entstandene Studie hat untersucht, wie sich der Run-off in der Lebensversicherung auf Ergebnisse von Altersvorsorgeverträgen auswirkt und die Jahresabschlüsse der Run-off-Versicherer mit dem Gesamtmarkt verglichen. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass sowohl aufgrund niedrigerer Stornoquoten als auch an der absoluten Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Erträgen der Versicherer, die nach einem Verkauf festzustellen sind, keine Benachteiligung der Kunden erkennen lasse. Jedoch seien auch die von den Plattformen versprochenen Effizienzvorteile bei der Verwaltung großer LV-Bestände und die daraus resultierende höhere Verzinsung bislang noch nicht in größerem Maße eingetreten. Dies sei allerdings auch dem Umstand geschuldet, dass der Run-off-Markt in Deutschland aktuell noch sehr klein sei. Bei der Kostenanalyse zeige sich, dass sich eine effizientere Bestandsverwaltung bzw. IT-Infrastruktur noch nicht in den Verwaltungskosten widerspiegle, obwohl durch das fehlende Neugeschäft die Abschlusskosten gänzlich entfallen. „Hintergrund könnten jedoch die zunächst anfallenden Migrations- beziehungsweise Umstellungsaufwendungen sein, die erst in den Folgejahren Effizienzvorteile bringen“, stellen die Studienautoren fest. In der Untersuchung zeigt sich jedoch, dass die Zahlen einiger Unternehmen diese Theorie stützen würden.
Nicht bestätigt wurde hingegen die These, dass größere Versicherungsgruppen, die auf einer Plattform viele Verträge bündeln könne, in der Kapitalanlage grundsätzlich überlegen seien. So zeigen sich bei der laufenden Verzinsung kaum Unterschiede zwischen Run-off-Versicherern und Nicht-Run-off-Versicheren. Dass die Run-off-Versicherer eine höhere Nettoverzinsung aufweisen, hängt laut den Studienautoren vorrangig mit der stärkeren Auflösung von Bewertungsreserven zusammen.
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