Rohstoffe erfahren langfristig strukturelle Unterstützung

17.04.2023

Patrick Vogel, Leiter strategisches Asset Management und Senior Portfoliomanager bei TBF Global AM / Foto: © TBF

Inflationspeak erreicht. Dennoch bleibt die Frage, ob wir vergleichbare Situationen in den zurückliegenden Jahrzehnten schon einmal erlebt haben. Wie reagierten damals die Notenbanker? Wie ist es um die Attraktivität von Rohstoffen als Depotbeimischung bestellt? Und inwiefern lohnt ein Blick auf Anleihen? Ein Bündel an Fragen, die Patrick Vogel, Leiter strategisches Asset Management und Senior Portfoliomanager bei TBF Global AM, eingehend beantwortet.

finanzwelt: Die Inflationsrate im Euroraum geht zwar weiter leicht zurück, aber der Druck, gerade hinsichtlich der Kernrate, bleibt. Oftmals werden historische Vergleiche gezogen. Zu Recht?

Patrick Vogel» Der Vergleich bzw. die Parallelen zu den 70er Jahren sind nicht aus der Luft gegriffen. Werfen wir einen Blick in die USA. Bereits seit den 60er Jahren kletterten die Preise in den Vereinigten Staaten stetig, Ende der 70er Jahre hatte die Preissteigerung zweistellige Raten erreicht und das bei einer stagnierenden Wirtschaft. Für die hohe Teuerung gab es viele Gründe; so spielten beispielsweise das Ende der Goldbindung des Dollars, der Ölpreisschock und das Great-Society-Programm, das im Kern sozialpolitische Reformen beinhaltete, eine große Rolle. Ähnlich gelagert ist die heutige Situation. Doch die Reaktion der Fed war damals widersprüchlich. Wegen des zumindest temporären Anstiegs der Arbeitslosigkeit und der Inflation war keine klare Linie der Währungshüter ersichtlich. Zeitweise senkte man die Zinsen, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen; zeitweise erhöhte man die Sätze. Das Blatt wendete sich erst Anfang der 80er Jahre.

finanzwelt: Auch die Überbewertung mancher Aktien, wie wir sie bis vor kurzem bei den FAANG-Titeln gesehen haben, ist nichts Neues. Auch hier erkennen Sie eine Parallele?
Vogel» Absolut. Zwischen Mitte der 60er und Anfang der 70er Jahre gab es an den US-Börsen die sogenannte „Nifty Fifty-Blase“. Eine Gruppe von großen Wachstumsaktien dominierte das Geschehen an den US-Märkten. Man glaubte an stetiges, überdurchschnittliches Wachstum. Bewertungsaspekte spielten keine Rolle. Dann kam der Bärenmarkt und für viele Investoren ein bitteres Erwachen.

finanzwelt: Dennoch ist die Gesamtsituation heute anders gelagert. Wir leben in einer globalisierten Welt, alles dreht sich viel schneller.
Vogel» Richtig. Zum einen sehen wir entschlossene Notenbanker, denen ebenfalls die Geschichte der 70er Jahre bekannt ist. Daher legten sowohl die Fed als auch die EZB zuletzt im Kampf gegen die hohe Inflation erneut nach. Die Währungshüter hielten an Zinserhöhungen fest, trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor. Zum anderen erkennen wir heute mehr denn je zuvor Megatrends, die sich in den vergangenen Jahren verstärkt haben und die unabhängig von der konjunkturellen Lage interessant bleiben.

finanzwelt: Sie spielen auf den technologischen Fortschritt, die Demografie und den omnipräsenten Klima- wandel an.
Vogel» Nehmen Sie beispielsweise den Klimaschutz. Die Umstellung von fossilen Brennstoffen hin zu klimafreundlicheren Energiequellen und damit hin zur Elektrifizierung erfordern eine neue Infrastruktur. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren weiter verstärken dürfte. Anleger können von dieser Entwicklung gezielt profitieren und somit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Digitalisierung und technologische Entwicklungen im Zusammenhang mit sauberer Energie bedingen ihrerseits eine erhöhte Nachfrage nach Rohstoffen. Technologie-Rohstoffe finden sich auch in Antrieben für E-Autos, Windkraftanlagen oder in Solarmodulen – also jenen Produkten, die weltweit für die Energiewende gebraucht werden. Der Run auf Elemente wie Kupfer, Lithium, Nickel, Kobalt und Zink wird verstärkt.

finanzwelt: Rohstoffe als Beimischung. Wie sehen Sie das und wie setzen Sie das produktseitig um?
Vogel» Unserer Ansicht nach dürften Rohstoffe langfristig strukturelle Unterstützung durch die Energiewende und einen Aufschwung bei den Infrastrukturaufgaben erfahren. Dabei hält das Angebot an Rohstoffen nicht mit dem Wachstum der Nachfrage Schritt. Wir bei TBF Global AM setzen das beispielsweise im TBF SMART POWER um. Dieser Fonds investiert in Unternehmen, die weltweit im Aufbau der intelligenten Stromnetzwerke sowie in den Bereichen „Power Management/LNG Infrastructure“ und „Energy Efficiency/Renewables“ tätig sind. Dadurch ermöglicht der globale Aktienfonds eine Investition in die gesamte Wertschöpfungskette der Energieinfrastruktur bzw. -industrie. Zudem werden im gesamten Investmentprozess strenge ESG-Kriterien sowohl bei Ausschlüssen als auch bei der fundamentalen Analyse berücksichtigt. Aber auch unser TBF GLOBAL VALUE, der im krisengeschüttelten vergangenen Jahr mit einem hohen Plus von 20 % außergewöhnlich gut abgeschnitten hat, ist zu nennen. Viele Werte des Fonds stammen aus dem Rohstoff- und Energiesektor und sind in Nordamerika beheimatet.

finanzwelt: Anlässlich unserer Konferenz jüngst in Frankfurt sprachen wir auch über den Übergang von „TINA“ zu „TARA“. Es gibt wieder Erträge jenseits der Aktien.
Vogel» Lange Zeit waren Aktien nahezu alternativlos. Rentenanlagen auf der anderen Seite galten im Niedrigzinsumfeld als unattraktiv. Doch nun haben sich die Zeiten gewandelt. Wir erleben eine Zeitenwende. Die Notenbanken geben bei der Bekämpfung der Inflation Vollgas und haben die Leitzinsen seit dem vergangenen Jahr dramatisch angehoben. Damit haben sie die Renditen für Staats- und Unternehmensanleihen ebenfalls nach oben getrieben. Bonds are back. Mit Blick nach vorne und den jüngsten Kursrücksetzern an den Aktienmärkten muss man aber auch fest- halten, dass sich Investoren im weiteren Jahresverlauf wohl auf höhere Schwankungen einstellen müssen.

finanzwelt: Sie erwähnten es gerade, Anleihen sind wieder einen Blick wert.
Vogel» Die Zeiten- und Zinswende hat das Anleihesegment wieder attraktiver gemacht. Und das, nachdem die Renditen der Anleihen rund um den Globus lange auf unattraktiven Niveaus verharrten. TBF hat auf der Produktseite reagiert. Ende 2022 haben wir den TBF FIXED INCOME an den Start gebracht. Im Fokus stehen Staatsanleihen der OECD-Länder. Als Beimischung zur Renditemaximierung können bis zu 10 % in Anleihen von Nicht-OECD-Mitgliedsstaaten und/oder im Segment Non-Investment-Grade investiert werden. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit diesem Produkt den Nerv der Zeit treffen und Investoren einen attraktiven Portfoliobaustein an die Hand geben. (ah)