Riester-Rente – ein Nachruf

29.11.2021

Versicherungsbetriebswirt Ramesh Bhargava / Foto: © Ramesh Bhargava

Und dennoch werden Hersteller wie Vermittler nicht müde, dem Altersvorsorgeprodukt zu huldigen. Die Perspektive auf ein baldiges Ende lässt die schlechten Erfahrungen der Vergangenheit verklären. Eine kleiner werdende Zahl von Branchenvertreter sehnt sich eine baldige Reformierung und damit die Fortführung des Riester-Neugeschäfts herbei. Die große Hoffnung liegt insbesondere in der Absenkung des Garantieniveaus um mindestens 20 Prozentpunkte. Die überwiegende Mehrheit sieht inzwischen der Realität ins Auge, dem schleichenden Tod der gerade noch nicht einmal 20-jährigen Riesterrente.

Riester ins Koma?

2022 wird sich der Markt deutlich verengen, manche sprechen von einem guten Dutzend verbleibender Anbieter. Es gibt Anzeichen dafür, dass es auch 2022 attraktive Angebote geben wird – Tarife mit neuen Rechnungsgrundlagen, die anstreben die Möglichkeiten innerhalb des staatlichen Zwangskorsetts bestmöglich zu nutzen. Böse Zungen sprechen aber auch von Alibi- oder Zombie-Tarifen: Riester und die technisch-organisatorische Infrastruktur werden zur Überbrückung bis zu einer möglichen Reformierung ins künstliche Koma versetzt.

Es geht um Tarife mit reduzierter Courtage (bei gleichbleibendem Beratungsaufwand) oder Nettopolicen in Verbindung mit einem bei der klassischen Riester-Kernzielgruppe kaum durchsetzbarem Honorar. Factoring-Angebote mit Ratenzahlung wirken mildernd und haben das Potenzial einer echten Alternative zum Wohle des Kunden. Ganz nebenbei und wenig diskutiert: Im Gegensatz zu den in Bruttopolicen eingepreisten und damit voll förderfähigen Abschluss- und Vertriebskosten hängt die Absetzbarkeit des Honorars vom Überschreiten der Werbungskostenpauschale und dem Wohlwollen des zuständigen Finanzamtes ab.

Perspektive

Aus Sicht der Riester-Sparer soll keinesfalls der Eindruck entstehen, einen Fehler mit der Entscheidung für Riester zu machen. Für alle Grübler und Zauderer hat der Gesetzgeber mit dem Anbieterwechsel und der endfälligen Bruttobeitragsgarantie Wege für einen „Exit“ geschaffen. Gerade für die Kernzielgruppe ist und bleibt Riester in der Regel empfehlenswert, selbst ohne Zinsen und inkl. moderatem Kaufkraftverlust. Für alle anderen wird Riester unter Gesichtspunkten wie Rendite und Förderung allenfalls die zweit- oder drittbeste Option sein.

Warum an Altem festhalten, wenn Versicherer und versierte Vorsorgespezialisten es anders können, besser. Die Lösungen liegen seit Jahren im gleichen Regal, ganz in Reichweite. Man lege alte Gewohnheiten ab, mache sich frei von dem einen oder anderen Vorurteil und greife nur ein Fach nach oben oder unten: zur Basisrente der Schicht 1 bzw. der Privatrente 3 – der Clevere packt beide in den Einkaufskorb und kombiniert. Insider sprechen bei dem komplementären Vorsorge-Duo schon von der neuen Schicht 13.

  • Beide: mit unterschätzen Eigenschaften, reichlich Renditepotenzial Dank unlimitierter Investmentquote, einem Feuerwerk an Anlagemöglichkeiten bei historisch niedrigen Kosten. Und 2022 werden sie noch besser, noch moderner daherkommen.
  • Die Basisrente: mit einem nahezu unerschöpflichem Fördervolumen, einem Sicherheitstresor, der Sparer selbst in schwierigen Situationen vor sich und Dritten schützt und einer für rentennahe Jahrgänge sehr vorteilhaften Kohortenbesteuerung.
  • Die Privatrente: mit reichlich Flexibilität einer unfassbar günstigen Rentenbesteuerung im meist mittleren einstelligen Prozentbereich – mit Kapitaloption.

Alles in allem Vorsorgelösungen, die bessere Chancen auf eine höhere Versorgung im Alter bei mehr Flexibilität versprechen. Ein Grund zur Zuversicht und Vorfreude auf Neues, die die Trauer um Riester ein wenig vergessen lässt.

Gastbeitrag von Ramesh Bhargava, Versicherungsbetriebswirt (DVA), Experte für Verkaufsförderung, seit über 22 Jahren im Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbereich tätig