Riester-Rente braucht flexible Garantien
24.04.2018
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Aktuelles Zinsniveau belastet Riester-Renten
Ein wesentliches Problem für die Renditechancen der Riester-Renten ist das aktuell historisch niedrige Zinsniveau. Als die Riester-Rente im Jahr 2002 eingeführt wurde, lag der Leitzins der EZB noch um die 3 % und damit deutlich über dem heutigen Wert von 0 %. Somit konnten fondsgebundene Riester-Produkte trotz der Garantiezusagen größere Investitionen in risikoreichere Kapitalanlagen tätigen. So erwirtschafteten zehnjährige Bundesanleihen im Jahr 2001 noch eine Rendite von 4,6 %, im Jahr 2016 lagen die Renditen dieser Wertpapiere im negativen Bereich. Somit haben Hybridmodell mit ihren verschiedenen Anlagetöpfen in den ersten Vertragsjahren kaum noch Guthabenanteile in den Topf mit den chancenreichen Kapitalanlagen investieren können.
Sind Produkte ohne Garantie die besseren Produkte?
Die Autoren der Studie nennen einen Verzicht auf die Garantie als eine mögliche Lösung für das Problem der nur mäßigen Renditen. So wurde in einem Simulationsverfahren mit 10.000 Kapitalmarktszenarien die Chance- und Risikokennzahl für generische Riester-Produkte berechnet, sowohl mit als auch ohne Garantie. Während ein Tarif mit Garantie bei einer 30-jährigen Anspardauer nach den Standards der Produktinformationsstelle Altersvorsorge im derzeitigen Marktumfeld oftmals nur Ablaufleistungen brachte, die knapp oberhalb der Garantiesumme lagen, erzielten garantiefreie Tarife ein um bis zu 64 % höheres Kapital. Demzufolge erhöht ein Verzicht auf die Garantie stark die Renditechancen.
Die Studienautoren weisen jedoch darauf hin, dass bei einem Verzicht auf die Garantie die Gefahr bestünde, dass am Ende weniger als die eingezahlten Beiträge zur Verfügung stehen. Jedoch würden Berechnungen mit Vergangenheitsdaten zeigen, dass die sehr schlechten Fälle aus den Simulationen in der Realität noch nicht vorgekommen seien. Dies sei vor allem dann der Fall, wenn die Kapitalanlage sehr weit gestreut werde, z.B. durch ein globales Investment. So habe es in der Vergangenheitsbetrachtung bei einem 30-jährigen Anlagezeitraum mit Ausnahme von Japan keinen Fall gegeben, in dem die Ablaufleistung geringer ausgefallen sei als die eingezahlten Beiträge. Somit werde de facto keine Beitragsgarantie benötigt. Auch bei einem Anlagehorizont von 20 Jahren hätte es in der Vergangenheit kaum Fälle gegeben, die zu einer negativen Rendite und damit zu einem teilweisen Verlust der eingezahlten Beiträge geführt hätten.
Garantien müssen flexibel sein
Aufgrund der oben beschriebenen Erfahrungswerte plädieren die Studienautoren dafür, die Beitragsgarantie auch bei der Riester-Rente flexibel zu gestalten. Somit würde ein Produktspektrum mit unterschiedlichen Chance-Risiko-Profilen entstehen und die Altersvorsorgesparer können selbst entscheiden, ob sie für eine Beitragsgarantie erhebliche Einschränkungen bei der späteren Ablaufleistung in Kauf nehmen oder lieber ein Produkt mit einer höheren Rendite ohne Garantie wählen.
Diese Veränderung der Produktgestaltung mache laut den Studienautoren die Riester-Rente zukunftsfähig. Außerdem empfehlen sie, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Mit beiden Maßnahmen könne einem weiteren Rückgang der Riester-Anbieter entgegengewirkt und die Wettbewerbsfähigkeit der Riester-Rente verbessert werden. Das komme letztendlich den Altersvorsorgesparern zugute. (ahu)