Rette sich wer kann?
02.05.2017
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.
Die Finanzwelt ist aus den Fugen geraten. Seit 2008 ist nichts mehr wie früher. Denn da platzte die amerikanische Immobilienblase. Zu Beginn des Jahrhunderts war ja schon die Dotcom-Blase geplatzt. Derzeit erleben wir die Zinsblase und eventuell hat der Aufbau einer Rohstoffblase Anfang 2016 gerade begonnen. Wiederholt sich die Vergangenheit? Da entstanden und platzten vor den Finanzkrisen die Blasen „Aktien“, „Immobilien“, „Zinsen“ und zum Schluß die „Rohstoffe“. Aber heute ist ja alles anders (soll der teuerste Satz an der Börse sein).
Doch was hat sich seit 2008 verbessert?: Nichts!!! Obwohl die EZB etwa 1,5 Bill. Euro neues Geld geschaffen hat und die Zinsen in Richtung Null manipuliert wurden. Keine Krise ist bereinigt, die meisten noch nicht einmal angegangen. Vielen Banken geht es schlechter als 2008. Die Derivate wurden nicht reduziert, sondern auf ca. 750 Bill. dramatisch und unverantwortlich ausgebaut (aus 2008 nichts gelernt). Fast alle relevanten Staaten haben ihre Schuldenberge erhöht. Obwohl die Politiker scheinheilig die Staatsschulden als Problem darstellen, bekämpfen sie diese mit noch höheren Schulden. Kein normaler Arzt würde einen an Raucherkrebs erkrankten Raucher mit noch höherem Zigarettengenuß behandeln.
Ein verantwortungsvoller, seriöser Kaufmann würde jetzt (gute Konjunktur/hohe Steuereinnahmen) seine nicht eintreibbaren Forderungen abschreiben (lt. Gesetz: müssen). Über 90 Mrd. Griechenland-Anteil, wahrscheinlich auch einen Großteil der Target-Salden (Deutschland ca. 830 Mrd.) sind „problematisch“, auf Deutsch: WEG!!. Und was macht Herr Schäuble? Er gewährt Griechenland einen weiteren Kredit! Obwohl die Voraussetzung für weitere Zuwendungen die Beteiligung des IWF wäre. Der winkt aber ab mit der Begründung: Griechenland ist pleite.
Wieviel Gesetze dürfen Politiker denn noch überschreiten? Die GEZ geht da gegen säumige Zahler härter vor. Und wer haftet für die EZB, wenn die mit Hilfe der Gelddruckmaschine gekauften Staatsanleihen nicht mehr bedient werden (können)? Die, die Geld haben: Deutschland und Österreich und einige wenige. Oder glauben Sie Italien würde (könnte) einspringen? Und europäisches Recht geht vor Länderrecht! Wenn einige Staaten nicht zahlen können, geht die Haftung auf die anderen über. Die Letzten beißen dann die Hunde.
Wenn alle erfolgten Maßnahmen nichts genutzt haben, die Eliten aber den Irrsinn weiter betreiben, was müssen wir dann als nächstes befürchten? In der Geschichte hießen die Lösungen: Inflation, Währungsreform oder Krieg. Das Säbelrasseln macht mir große Angst, aber derzeit scheint „Inflation“ das Lösungswort Nr. 1 zu sein. Sollte sie nicht hoch genug ausfallen, müsste man weltweit entsprechende Minuszinsen einführen.
Ist das Inflationsziel der Eliten beispielsweise 5 %, es entsteht aber nur eine Entwertung von 2 %, müssten die Minuszinsen 3 % betragen. Die Sparer würden bestraft, die unsoliden Kreditnehmer belohnt. Es ist halt nichts mehr wie früher. Der Anleger erkennt seinen Wertverlust nun auch nominal. Da dies unzweifelhaft einen Bankenrun auslösen würde, müsste „man“ das Bargeld verbieten bzw. sehr stark einschränken. Dies hilft aber wahrscheinlich auch nicht, denn in Italien gibt es trotz Bargeldeinschränkung von 1.000 Euro monatlich noch immer Steuerhinterzieher, Korruptionen, Nutten und die Mafia.
weiter auf Seite 2