„Rendite und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch“
18.09.2018
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So denkt inzwischen ein großer Teil der Anleger weltweit. Nachhaltige Geldanlagen dürften in Zukunft sogar noch mehr an Bedeutung gewinnen.
Nachhaltige Geldanlagen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Das wurde im Sommer durch den Markbericht Nachhaltige Geldanlagen 2018 deutlich, der einen neuen Rekordwert für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland aufweist (finanzwelt berichtete). Dem Thema nachhaltige Geldanlagen hat sich auch der global tätige Investmentmanager Schroders in seiner Global Investors Study 2018 gewidmet. Hierzu wurden 22.000 Anleger in 30 Ländern befragt. Von diesen gab nur jeder vierte an, dass nachhaltiges Investieren auf Kosten der Anlageergebnisse gehen würde. Diese Meinung ist vor allem in Europa verbreitete, wo nur 23 % der Befragten fürchten, dass nachhaltiges Investieren negative Auswirkungen auf die Rendite hat. Unter dem europäischen Durchschnitt liegen dabei Deutschland (20 %), Frankreich, Belgien (jeweils 19 %) und Dänemark (18 %).
Etwas skeptischer sind die Asiaten, wo 29 % dieser Meinung sind, mehr als in jedem anderen Kontinent. Zur kritischen Meinung gegenüber nachhaltige Geldanlagen in Asien trägt vor allem der südöstliche Teil des Kontinents teil. So glauben 39 % aller chinesischen, 38 % aller indonesischen und 34 % aller thailändischen Investoren, dass Nachhaltigkeit zu Lasten der Rendite gehen würde. Jedoch liegt auch das Land, in dem die wenigsten Anleger an einen negativen Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Rendite glauben, ebenfalls in Asien: In Japan teilen diese Meinung nur 13 % der Befragten.
Nachhaltige Anlageprodukte werden immer beliebter
Zum verneinten negativen Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Rendite passt auch, dass nachhaltige Investments weltweit immer beliebter werden: Laut Schroders Global Investors Study 2018 haben in den vergangenen fünf Jahren 64 % der Anleger ihren Anteil nachhaltiger Kapitalanlagen in den Portfolios erhöht. Trotz des neuen Rekordwertes nachhaltiger Geldanlagen in Deutschland liegt die Bundesrepublik beim Wachstum der nachhaltigen Geldanlagen im globalen Durchschnitt: Hierzulande haben 63 % der Investoren in den vergangenen fünf Jahren ihre nachhaltigen Investments im Portfolio erhöht.
76 % der weltweiten Befragten äußerte, dass nachhaltiges Investieren in den vergangenen fünf Jahren an Bedeutung gewonnen habe. Auch hier liegt Deutschland mit 79 % sehr nahe am weltweiten Durchschnitt, jedoch höher als viele andere europäische Staaten.
Der Anteil der nachhaltigen Geldanlagen dürfte in Zukunft sogar noch deutlich steigen, denn vor allem jüngere Menschen haben ihren Anteil solcher Produkte in den vergangenen Jahren erhöht. Das gilt besonders für die „Millenials“: Von den 18- bis 24-jährigen haben innerhalb der vergangenen fünf Jahre 71 % ihren Anteil nachhaltiger Geldanlagen erhöht, von den 25- bis 34-jährigen 75 %. Die sogenannten „Baby-Boomer“ haben hingegen nur 52 % ihren Anteil nachhaltiger Investments in den vergangenen fünf Jahren erhöht. Dieser Prozentsatz geht mit zunehmendem Alter immer weiter zurück und erreicht bei den über 65-jährigen einen Tiefstand, wo nur 43 % den Anteil ihrer nachhaltigen Geldanlagen in den Portfolios erhöht haben.
Jüngere Umfrageteilnehmer sagten zudem, dass sie einen größeren Teil ihrer Portfolios für nachhaltige Investmentfonds einsetzen – 43 % sind es bei den 18- bis 24-Jährigen. Unter den 45- bis 54- Jährigen beträgt dieser Anteil jedoch nur 33 %.
Wissensvermittlung und Transparenz sind der Grundstein eines nachhaltigen Finanzsystems
Bemerkenswert ist außerdem, dass bei Anlegern, die nach eigener Einschätzung über mehr Wissen auf dem Gebiet der Kapitalanlage verfügen, die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass sie nachhaltig investieren. Weltweit sagten Umfrageteilnehmer, die sich selbst für Experten halten, dass sie 54 % ihrer Anlageportfolios nachhaltig investieren. Bei Anlegern, die sich selbst als „Anfänger” bezeichnen, sind es dagegen nur 33 %. Weltweit gab mehr als die Hälfte der befragten Anleger an (57% ), dass ungenügende Informationen oder mangelndes Verständnis sie von nachhaltigem Investieren abhalten.
„Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass die Wissensvermittlung an Anleger eine wichtige Rolle dabei spielen könnte, ein nachhaltigeres Finanzsystem zu schaffen. Dies ist eine Aufgabe, die bei politischen Entscheidungsträgern auf der ganzen Welt zunehmend in den Fokus rückt. Für uns bei Schroders ist die Berücksichtigung von Umwelt-, sozialen und Governance-Kriterien bei der Geldanlage kein Selbstzweck, denn: Den wahren langfristigen Wert und Einfluss einer Anlage erkennen nur jene Anleger, die bei ihrer Unternehmensanalyse auch die ökologischen und sozialen Kosten der Unternehmensaktivitäten berücksichtigen. Unsere Aufgabe besteht darin, unseren Kunden diesen Zusammenhang zu erklären“, erklärt Achim Küssner, Geschäftsführer der Schroder Investment Management GmbH.
„Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen sind bemerkenswert. Besonders interessant ist aber, dass bei fachkundigen Anlegern eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie nachhaltig investieren. Dies unterstreicht, wie viel Arbeit von der Kapitalanlagebranche noch zu leisten ist, um allen Anlegern die potenziellen Vorteile von nachhaltigem Investieren nahezubringen. Natürlich gibt es immer noch Barrieren, die Anleger davon abhalten, sich diesem Anlagestil zu verschreiben. Deshalb müssen wir die Verfügbarkeit und Transparenz entsprechender Fonds verbessern und die Qualität der Beratung beim Thema nachhaltige Geldanlage heben“, ergänzt Jessica Ground, Global Head of Stewardship bei Schroders. (ahu)