Reine Theorie
23.06.2021
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Mit Fonds für die Altersvorsorge sparen und auch in der Rentenphase auf Aktien setzen, kann eine profitable Strategie sein. Kann, denn eine aktuelle Studie hat da so einige Haare in der Suppe gefunden. Manche Sparer setzen daher auf die Do-it-yourself-Methode, manchmal auch aus reiner Zocker-Freude.
Das gute Börsenjahr 2019 hat den Anbietern von fondsgebundenen Renten- und Lebensversicherungen ein außergewöhnliches Geschäftsjahr beschert. Fondsportfolios mit Wertzuwächsen von 20 % und mehr waren keine Seltenheit. Die anhaltend schlechte Fondsqualität des Anlagestocks der deutschen Versicherer macht jedoch deutlich, dass Anbieter und mandatierte Fondsgesellschaften diesen Erfolg nicht für sich reklamieren können, denn auch 2019 wurde das durch die positive Marktentwicklung vorgelegte Renditepotenzial für die anvertrauten Kundengelder nicht ausgeschöpft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Beratungs- und Analyse-Unternehmens f-fex AG über den Fondspolicen-Markt in Deutschland, bei der 77 Fondspolicen-Anbieter und 176 Fondsgesellschaften im Detail analysiert und bewertet wurden. „Immerhin gibt es beim Neugeschäft inzwischen vielversprechende Anlagekonzepte, die den Kunden über den Tag des Vertragsabschlusses hinaus mit intelligent gemanagten Portfolios oder kontinuierlich bereitgestellten, digitalen Beratungstools versorgen, so dass die Wahrscheinlichkeit, nachhaltig Outperformance zu generieren, zunehmen sollte“, so Dr. Tobias Schmidt, CEO der f-fex AG. Viele Portfolios des Bestandsgeschäfts blieben jedoch ohne Unterstützung durch Versicherer oder Berater, so dass ungünstige Zusammenstellungen von unterdurchschnittlichen Fonds häufig dauerhaft weiter bespart werden, so Dr. Schmidt. „Hier werden Renditepotenziale verschenkt, die unbedingt gehoben werden sollten, wenn die Ablaufleistung zum Vertragsende halbwegs mit den Projektionen, die bei Vertragsabschluss in Aussicht gestellt wurden, übereinstimmen soll. Unter Einbeziehung unvorhersehbarer Marktrisiken, wie wir sie aktuell mit der Corona-Krise erleben, gilt dies noch viel mehr.“ Die Unterschiede in der Fondsqualität des Anlagestocks sind zwischen den anbietenden Lebensversicherern zum Teil erheblich. Bei der hierfür herangezogenen durchschnittlichen Fondsratingnote (volumengewichtet) schneiden Versicherer gut ab, es gibt aber auch deutliche Schlusslichter. Letztere kommen auch bei der Verteilung der Ratings über den Anlagestock nicht gut weg. Bei zwei Versicherern sind immerhin 45 bzw. 44 % des Anlagestocks in schwach bis sehr schwach bewertete Fonds investiert. Ein ähnliches Bild zeigt sich laut f-fex AG beim Thema Outperformance. Die Spanne reicht hier von plus 7,3 % bis hinunter zu -0,5 %. Auch bei den Fondsgesellschaften ist die Qualitätsspanne der bei Fondspolicen eingesetzten Fonds groß. Wenn es um den Beitrag der Fondsgesellschaften zur Outperformance 2019 geht, schneidet unter den großen Gesellschaften beispielsweise AXA mit plus 3,6 % gut ab. Die Studie stützt sich auf eine detaillierte Auswertung der Geschäftsberichte von 77 Lebensversicherern (63 Konzerngesellschaften) des Jahres 2018 und auf die umfangreiche Analyse der Rating- und Performance-Entwicklung der jeweiligen Versicherer und Fondsgesellschaften (176) im Jahr 2019. Die Studie deckt damit 99 % des Anlagestocks aller fondsgebundenen Kapitallebens- und Rentenversicherungen in Deutschland ab.
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