Private Vermögensanlage: Angstthema Inflation
29.05.2017
Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG / Foto: © Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG
Die Inflation war in den letzten Jahren niedrig. Dennoch hat sich die Hyperinflation 1923 offensichtlich so tief ins Gedächtnis der Deutschen eingegraben, dass es noch heute ihren Umgang mit Geld beeinflusst. Deutsche haben grundsätzlich Angst vor Inflation, obwohl die meisten die Zeit der Hyperinflation selbst nie erlebt haben.
Der Grund ist psychologisch: Unsere Eltern haben als Reaktion auf Ereignisse bestimmte Verhaltensweisen angenommen, die dann an die Kinder weitergereicht wurden; und die nächste Generation übernimmt diese Verhaltensweisen ohne deren tieferen Sinn respektive Ursprung zu hinterfragen. So entstand die generelle Phobie der Deutschen gegen Aktien, oder ihr relativ hohes Interesse für zinsloses Gold. Die Geldflut der Europäischen Zentralbank in Europa macht jedoch gerade älteren Menschen zunehmend weiche Knie, wenn sie an die möglichen Konsequenzen für ihr Vermögen denken.
Wie verhalten sich aber einzelne Anlageklassen in einem inflatorischen Umfeld? Wo könnte es problematisch werden?
Aktien: leichte Teuerung hilft.
Aktien verhalten sich in Phasen von Inflation unterschiedlich. Inwiefern sie davon betroffen sind, hängt von den Gründen für die Teuerung und dem Ausmaß ab. Bei einer spürbaren, aber nicht übertriebenen Inflation haben sich Aktien meist gut entwickelt. Als ideal gilt eine Teuerungsrate von zwei bis sechs Prozent. Im Regelfall profitieren die Unternehmen davon, dass die Preise steigen. Denn Konsumenten sind eher bereit zu kaufen, wenn zu erwarten ist, dass Waren und Dienstleistungen künftig teurer werden. Das erhöht den Absatz. Hinzu kommt, dass Inflation durch eine gute Arbeitsmarktsituation und höhere Löhne befeuert wird - was dazu führt, dass Verbraucher mehr Geld ausgeben. Auf diese Weise steigen die Gewinne der Konzerne und damit die Aktienkurse.
Auf der anderen Seite kann Inflation für Unternehmen auch schlecht sein: dann nämlich, wenn vor allem die Preise für importierte Waren und Rohstoffe steigen. Das erhöht die Produktionskosten und reduziert die Gewinnmarge, falls die gestiegenen Kosten nicht an die Verbraucher weitergegeben werden können.
Bei einer übertriebenen Inflation sieht die Sache anders aus: Aktien bieten dann keinen wirklichen Schutz. Zwar kann es zu einer Hausse kommen, wenn die Anleger wegen der anhaltenden Geldentwertung in Aktien flüchten. Doch die Unternehmenszahlen stützen einen solchen Kursanstieg nicht. Denn die Konzerne können in die Höhe schnellende Kosten oft nicht rasch genug auf die Verbraucher abwälzen, so dass sich ihre Gewinnsituation verschlechtert. Zudem belastet eine hohe Inflation die gesamte Volkswirtschaft und geht mit einer großen Unsicherheit einher, die auch die Aktienmärkte in Mitleidenschaft zieht.
Anleihen: Geldwerte unter Druck.
Anleihen sind dagegen ganz klar die Verlierer eines inflationären Umfelds. Weder der Nennwert noch der Coupon passen sich im Normalfall der Teuerung an. Der Gegenwert an Waren, den Anleiheeigner für den fixen Betrag ihres Papiers oder die jährlichen Zinsen erhalten, sinkt also beständig. Dadurch werden Rentenanlagen immer unattraktiver, je höher die Inflation schießt. Bei einer Hyperinflation verlieren sie ihren Wert im Laufe der Zeit völlig, letztlich nicht anders als der Geldschein.
Wie „werthaltig“ der Markt die Anleihen beurteilt, lässt sich an den Anleihekursen ablesen. Dabei muss noch nicht einmal die Ist-Inflation gestiegen sein, dass Anleihekurse sinken. Es reicht, dass die Marktteilnehmer eine höhere Inflation erwarten. Kommt es dann tatsächlich zu einem inflationären Umfeld, können schon emittierte Bonds zusätzlich unter Druck geraten, wenn sich die Emittenten gezwungen sehen, neue Anleihen mit höheren Kupons zu versehen, um einen gewissen Rendite-Ausgleich zu schaffen. Wer Anleihen bis zur Endfälligkeit hält, muss – solange die Inflation im Rahmen bleibt - bei gefallenen Kurse aber nicht in Panik ausbrechen. Denn zum Laufzeitende werden die Papiere zu 100 Prozent zurückgezahlt. Vor einer Entwertung durch Inflation bewahrt dies allerdings nicht.
Es gibt aber Rentenpapiere mit Inflationsschutz. Die inflationsgebundenen Anleihen, auch „Linker“ genannt als Abkürzung für „Inflation-Linked Bonds“, berücksichtigen beim Nennwert und dem Kupon die Teuerungsrate. Bei ihnen werden der Wert zum Laufzeitende sowie die Zinsen erhöht, wenn die Verbraucherpreise steigen. Mit Linkern können sich Anleger gegen Inflation absichern, ihre Kurse steigen, wenn die Inflationserwartung steigt.
Kolumne von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München