Postbank-Prognose: Goldpreis steigt
07.02.2013
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Kleinere Zentralbanken waren früher Nettoanbieter von Gold, heute seien sie eher Nettonachfrager. Das niedrige Zinsniveau mache Gold attraktiv, obwohl das Edelmetall keine Zinsrendite abwirft, würden Anleger wieder auf steigende Verkaufspreise setzen. Auch das gesunkene Vertrauen in Währungen treibe den Goldpreis.
(fw/db) Die Deutsche Postbank AG erwartet, dass der Goldpreis in den kommenden 12 Monaten von derzeit 1.770 US Dollar je Feinunze auf 1.900 Dollar steigen wird.
"Wir rechnen damit, dass der Goldpreis auf Sicht eines Jahres seine bisherige Rekordmarke von 1.900 Dollar je Unze knacken wird", sagt Dr. Marco Bargel, der Chefvolkswirt der Deutschen Postbank AG. "Der Preisauftrieb wird voraussichtlich aber nicht mehr ganz so rasant sein wie seit Mitte August."
Ende 2012 sehen die Volkswirte der Bonner Bank das Edelmetall bereits bei 1.825 Dollar je Feinunze.
Stützungsmaßnahmen von EZB und Fed treiben Goldpreis
Als der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi sein "Outright Monetary Transactions" (OMT) genanntes Programm vorstellte, machte der Goldpreis einen Sprung. Das Programm erlaubt unbegrenzte Staatsanleihekäufe durch die EZB. Allerdings ist es an die Bedingung geknüpft, dass der jeweilige Staat zuvor unter einen der beiden Rettungsschirme, EFSF oder ESM, schlüpft und dessen Auflagen akzeptiert. Darüber hinaus plant die Zentralbank, sämtliche Ankäufe zu "sterilisieren", so dass die Auswirkungen auf die Gesamtliquidität neutral sind.
Offenbar sahen die Anleger trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen das Inflationsrisiko steigen und haben Gold gekauft, das bei steigender Inflation traditionell als sicherer Hafen gilt.
Ein ähnlicher Effekt war zu beobachten, als die US-amerikanische Notenbank kürzlich eine neue Runde der "Quantitativen Lockerung" einläutete: Zur Stützung des Arbeitsmarktes kauft die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ab sofort jeden Monat hypothekengedeckte Anleihen im Wert von 40 Mrd. US-Dollar, um die Renditen zu drücken und so die Konjunktur anzuschieben. Auch das hat den Anstieg des Goldpreises mit Blick auf die Inflationsgefahren begünstigt.
Zentralbanken diversifizieren Währungsreserven
Seit dem 2. Quartal 2009 sind vor allem kleinere Zentralbanken vom Nettoanbieter zum Nettonachfrager von Gold geworden. Dieser Trend hat sich im Zeitablauf immer weiter verstärkt.
2011 entfielen bereits zehn Prozent der gesamten Goldnachfrage auf die Zentralbanken. Da das Vertrauen in nationale Währungen zunächst durch die Finanzkrise und später durch die Verschuldungskrise deutlich Schaden genommen hat, diversifizieren kleinere Zentralbanken ihre Devisenreserven durch Umschichtungen in Gold.
Das gesunkene Vertrauen in klassische Reservewährungen wie den US-Dollar dürfte angesichts der weiterhin extrem expansiven Geldpolitik in absehbarer Zeit auch nicht wieder ansteigen. Daher wird dieser Trend in den nächsten Jahren tendenziell sogar noch stärker. Die Goldnachfrage dürfte also von Seiten der Zentralbanken weiter zunehmen. Das wiederum befeuert den Goldpreis.
Niedriges Zinsniveau begünstigt Gold
Das weltweit niedrige Zinsniveau und die gleichzeitig vielerorts gestiegene Inflation habe dafür gesorgt, dass die Realverzinsung, also die Nominalverzinsung abzüglich Inflation, sehr niedrig und mitunter sogar negativ ist. Für Anleger sind dies sehr schwierige Bedingungen, um positive Renditen mit vertretbarem Risiko zu erzielen. Dies macht aus fundamentalen Gesichtspunkten Gold zu einer günstigen Anlage. Anders als Anleihen oder Aktien, die eine laufende Verzinsung aufweisen, wirft Gold keine Rendite ab. Auch diese Überlegung dürfte in den letzten Monaten ein zentraler Grund für das gestiegene Interesse an Gold gewesen sein. Ein Ende dieser Rahmenbedingungen sei vorerst nicht in Sicht.
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