PKV im Kreuzfeuer der Kritik
10.04.2025

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PremiumCircle Studie legt nach
Doch damit nicht genug. Etwa zeitgleich legte eine Studie der PremiumCircle Deutschland GmbH (PCD) nach, die PKV-Tarife mit GKV-Leistungen verglichen hat und zu folgendem Schluss kommt: „Die im PKV-Vertrieb oftmals pauschal verwendeten Marketingaussagen ‚PKV ist besser als die GKV‘ sind irreführend“. Zudem erfülle kein TOP-Tarif den Basis-Schutz der GKV nach SGB V.
Die Basis der Analyse bilden 107 PCD-Mindest-Leistungs-Kriterien, von denen 104 dem GKV-Leistungskatalog nach SGB I, SGB V, SGB X, SGB XI, G-BA-Richtlinien, KHEntgG, BMG entsprechen. Hinzu kommen drei weiteren PLUS-Mindest-Leistungs-Kriterien, die zwar keine GKV-Leistung darstellen, die aber ein Krankenversicherungsschutz mindestens umfassen sollte.
„Im Ergebnis hat kein PKV-Tarif die 104 GKV-Mindest-Leistungskriterien erfüllt. Die Bandbreite der PKV-Tarife liegt zwischen 48 und 99 erfüllten Kriterien. Die GKV hat 104 erfüllt“, so das Fazit der Untersuchung. „Bei den 107 PCD-Mindest-Leistungs-Kriterien, die drei weitere PLUS-Mindest-Leistungs-Kriterien im Bereich Sehhilfen und Zahnleistungen umfassen, bleibt das Ergebnis erfüllter Mindest-Leistungskriterien der GKV bei 104, während die Bandbreite innerhalb der PKV-Tarife zwischen 51 und 102 liegt“, erklärt PCD. Zudem seien erhebliche Defizite der PKV-Tarife in folgenden Bereichen auffällig: Psychotherapie, Anschlussheilbehandlung (AHB), Reha und Kur, Krankenpflege und Palliativversorgung sowie Prävention.
Reaktion von VEMA-Vorstand Neder
In einem Kommentar reagierte Dr. Johannes Neder, Vorstandsmitglied der VEMA auf die Studie von Premiumcircle und stellte klar: „Leistungen der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung sind qualitativ und quantitativ nicht immer vergleichbar. Generell ist der Vergleich zweier ähnlicher, vom System her aber deutlich verschiedener Dinge, schwierig. Das wird in der öffentlichen Diskussion gerne ignoriert.“ So könne sich ein Kunde in der privaten unter verschiedenen Leistungspaketen jenes heraussuchen, welches am ehesten zu seinen Vorstellungen passt. Dabei gäbe es Tarife mit gigantischen Leistungen und welche am anderen Ende der Leistungsskala. Jeder könne dort die Absicherung finden, die er sich wünscht. Und sonst sei dem Verbraucher immer noch freigestellt, in der GKV zu bleiben.
Einen weiteren Punkt zur mangelnden Vergleichbarkeit beider Systeme machte Neder bei der künftigen Planbarkeit. „In der PKV sind Leistungen vertraglich fest geregelt: bis der Tod Kunden und Versicherer scheidet – wenn man alles laufen lässt. In der GKV gilt Sicherheit bis zur nächsten Reform. Und auch da wurden bereits „große Leistungen" einfach so gekappt“, so der VEMA-Vorstand. Zudem weist er darauf hin, dass der Zusatzbeitrag der GKV jüngst bei allen Kassen massiv angehoben wurde und die Arbeitgeber über die hohe Sozialabgabenbelastung klagen.
„Also alles super mit der PKV? Nein, aber was ist schon perfekt?“, relativiert Johannes Neder. „Mit einer S-Klasse können Sie auch keine Waschmaschine transportieren. Dennoch ist das in vielen Bereichen ein tolles Auto. Wie bei der Mobilität muss man auch bei der eigenen Krankenversicherung wissen, wofür man sich entscheidet“, so Neder.
Fazit
Die aktuelle Kritik an der PKV wirft viele berechtigte Fragen auf – nicht zuletzt in Hinblick auf Transparenz, Leistungsversprechen und Tarifsystematik. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass Pauschalurteile zu kurz greifen. Während Verbraucherstudien auf Missstände hinweisen, betonen Vertreter der Branche die hohe Zufriedenheit der Versicherten und die individuelle Wahlfreiheit innerhalb des Systems. Doch klar ist, die PKV ist kein Selbstläufer. Sie erfordert genaue Prüfung, fundierte Beratung und eine ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen Erwartungen. Wer seine Entscheidung auf solide Informationen und professionelle Begleitung stützt, kann von den Vorteilen der privaten Krankenversicherung profitieren – sollte sich jedoch bewusst sein, dass nicht jeder Tarif automatisch ein Leistungsversprechen auf Spitzenniveau ist. (mho)

Altersvorsorge? Kein Plan. Keine Perspektive.
