Pay and forget

24.02.2020

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Am häufigsten wird hier die Direktversicherung genannt (75 %), gefolgt von der Direktzusage (54 %). Die „klassisch-konservative“ Anlage der Beiträge herrscht über die unterschiedlichen Durchführungswege hinweg weiter vor, doch halten immer mehr Unternehmen zumindest als Alternative stärker am Kapitalmarkt orientierte Anlagemöglichkeiten bereit. So bietet mehr als die Hälfte von ihnen (58 %) noch klassische Versicherungsprodukte mit garantiertem Rechnungszins an, in 40 % gibt es auch schon neuere Versicherungsprodukte mit Garantie der eingezahlten Beiträge. Kapitalmarktorientierte Versicherungsprodukte finden sich bei 30 % der Unternehmen und bei 12 % besteht auch die Möglichkeit, eine über den Kapitalmarkt finanzierte Direktzusage zu nutzen. Die durch das BRSG überarbeitete Riester-Förderung wird hingegen für die bAV nur selten genutzt: Lediglich 13 % der Unternehmen halten entsprechende Angebote bereit. Dabei können die Mitarbeiter in den meisten Unternehmen (75 %) ihre bAV an ihren individuellen Bedarf anpassen – meist im Hinblick auf einmalige oder laufende Beiträge und die Auszahlung als Rente oder Einmalbetrag, aber auch bezüglich zusätzlicher Absicherungsoptionen für den Invaliditäts- oder Todesfall. Schließlich bezuschussen fast zwei Drittel der Unternehmen (63 %) die Beiträge der Mitarbeiter zu ihrer Altersversorgung, mehrheitlich über das gesetzlich geforderte Maß hinaus.

„Die Unternehmen haben – auch schon vor dem BRSG – die bestehenden Möglichkeiten genutzt, um ihren Mitarbeitern durchdachte Vorsorgemöglichkeiten anzubieten. Das BRSG hat die Notwendigkeit einer betrieblichen Altersversorgung nun noch einmal stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt – aber Mitarbeiter lassen darauf noch keine Taten folgen“, erklärt Heiko Gradehandt, Director bei Willis Towers Watson. Mehr als vier Fünftel (83 %) der Unternehmen registrieren keine Veränderung. Lediglich bei 15 % ist die Nachfrage nach Eigenvorsorgemöglichkeiten deutlich gestiegen. Woran hakt es also? Hier scheinen sich Unternehmen und Mitarbeiter einig zu sein: Mitarbeiter kennen ihren Versorgungsbedarf nicht. Diesen Grund führen die befragten Unternehmen am häufigsten an. Auf Platz 2 folgt: Sie haben nicht genügend freies Einkommen zur Vorsorge zur Verfügung. Mitarbeiter verstünden die Angebote nicht oder seien grundsätzlich skeptisch gegenüber Versicherungsangeboten – diese Argumente werden ebenfalls genannt. „Damit schätzen die Unternehmen ihre Mitarbeiter treffend ein“, sagt bAV-Experte Gradehandt mit Blick auf die Ergebnisse einer weiteren Studie: Fast die Hälfte der Mitarbeiter (45 %) halten die ihnen vorliegenden bAV-Informationen für zu komplex. Knapp ein Drittel (31 %) fühlt sich nicht ausreichend informiert, wie der Global Benefits Attitudes Survey von Willis Towers Watson 2017 zeigte. Jedoch lohnt es sich für Unternehmen, hier nachzulegen. Denn für die meisten Mitarbeiter (74 %) ist es wichtig, dass ihr Arbeitgeber eine aktive Rolle bei der bAV einnimmt. Und für 58 % ist eine bedarfsgerecht gestaltete und kommunizierte bAV ein wesentlicher Grund, bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben, wie die Studie zeigte.

Mangelhafte Kommunikation

„Unternehmen tun das Richtige – aber vielleicht nicht auf die richtige Weise“, vermutet Gradehandt. „Sie bieten gute Vorsorgelösungen an und kommunizieren diese. Wenn dies bei den Mitarbeitern aber nicht oder nicht verständlich ankommt, werden sie die Angebote auch nicht wahrnehmen.“ Unternehmen sollten die Angebote daher häufiger, einfacher und ansprechender kommunizieren, empfiehlt der bAV-Experte von Willis Towers Watson. Er betont: „Unternehmen lassen trotz schwieriger Arbeitsmärkte hier viel Potenzial zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung liegen. Zudem ist ein Großteil der Arbeit – die Entwicklung und Implementierung der Vorsorgeangebote – ja schon getan. Jetzt fehlt mit der überzeugenden Kommunikation quasi nur noch der letzte Meter bis zum Tor.“ (hdm)