Opportunitäten in Zeiten der Krise

04.05.2020

David Wehner, Senior Portfoliomanager bei der Do Investment AG (li.) und Thorsten Schrieber, Vertriebsvorstand bei DJE (re.) / Fotos: © Do Investment AG / DJE

Wie stellen sich Investmentgesellschaften in der Krise auf? Welchen Ausblick haben derzeit führende Häuser? finanzwelt sprach zu diesen und weiteren Aspekten mit David Wehner, Senior Portfoliomanager bei der Do Investment AG und Thorsten Schrieber, Vertriebsvorstand bei DJE.

finanzwelt: Der Corona-Virus ist beileibe noch nicht ausgestanden. Hat die Krise Sie überraschend getroffen?

Wehner: Die Corona-Krise mit all ihren persönlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen hat sicher alle überraschend getroffen – wenige Wochen vor dem Ausbruch des Virus hätte sich keiner vorstellen können, dass dieser nahezu die gesamte Weltwirtschaft lahm legen wird. Wir als Unternehmen haben frühzeitig reagiert und die nötigen technischen und organisatorischen Vorkehrungen getroffen, um bereits vor dem offiziellen Lockdown auf den Heimarbeitsbetrieb umzustellen. Seitdem ist die Präsenz im Büro auf ein Minimum begrenzt. Natürlich hat der Einbruch der Märkte auch uns als Vermögensverwalter getroffen.

Schrieber: Die Corona-Krise hat wohl alle Marktteilnehmer überraschend getroffen. Dank unserer FMM-Datenbank – für fundamental, monetär, markttechnisch – waren wir aber glücklicherweise bereits zu Beginn der Krise defensiver aufgestellt als viele Mitbewerber. Unser Analysesystem dient als Grundlage für unsere Investmententscheidungen und ermöglicht damit zugleich ein konsequentes Risikomanagement. Bereits Ende Januar bzw. Anfang Februar gab es zahlreiche Indikatoren, die signalisierten, dass man vorsichtiger werden sollte. Konkret hatten wir aus markttechnischer Sicht bei diversen Indikatoren, wie Put-Call Ratio, Investitionsgrad professioneller Marktteilnehmer und Sentix eine gewisse Übereuphorie, die uns frühzeitig veranlasste, unsere Investitionsquoten auf der Aktienseite zu senken.

finanzwelt: Ist die Corona-Krise anders gelagert als Krisen zuvor?

Wehner: Auf jeden Fall. Wir haben es hier mit einem Virus zu tun, einer Gefahr, die man schlecht einschätzen kann. Bis es ein Medikament oder einen Impfstoff geben wird, werden wir wohl immer wieder mit stärkeren Beschränkungen zu kämpfen haben. Diese Quarantänemaßnahmen stellen die Weltwirtschaft vor neue Herausforderungen. Globale Lieferketten sind unterbrochen, mittlere und kleine Unternehmen haben Existenzängste und immer mehr Angestellte befinden sich in Kurzarbeit oder wurden bereits freigesetzt. Der volkswirtschaftliche Einbruch wird nach den jetzigen Prognosen stärker ausfallen als während der Finanzkrise 2008/09 – auch weil nahezu alle Branchen betroffen sind.

Schrieber: Krisen haben gewisse Grundmuster, die sich immer wieder abzeichnen. Das ist zum einen die Erkenntnis, dass im Moment höchster Panik eben kein „Safe-Haven“ an der Börse existiert – dann zum anderen aber doch sehr schnell ein Re-Bound erfolgt. Der gestaltet sich allerdings selektiver als der Abschwung, da man versucht, auf gewisse Krisengewinner zu setzen.

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