Öl-Crash: Die 3 Killer einer mächtigen Industrie

23.04.2020

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Minus 37,63 Dollar pro Barrel (159 Liter) US-Rohöl! Diese Woche sahen wir den niedrigsten Preis aller Zeiten der amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI). Der Grund für den Crash scheint offensichtlich: die Corona-Pandemie. Doch neben Covid-19 gibt es noch zwei weitere Killer, die die mächtige Öl-Industrie existentiell bedrohen. Zum Henker könnte ein Faktor werden, der bisher wenig im Rampenlicht stand.

Corona-Pandemie

Das Virus legt die Wirtschaft lahm. Durch den abrupten Stopp von großen Teilen der weltweiten Produktion und durch die massiven Beschränkungen unserer Mobilität ist der Öl-Bedarf kollabiert. Dies führt nun dazu, dass Lagerstätten des einst so wertvollen Rohstoffs aus allen Nähten platzen. Daher bekamen Abnehmer von den Produzenten zum Zeitpunkt des absoluten Preistiefs sogar Geld obendrauf.

Gleichzeitig können die Quellen nicht einfach stillgelegt werden, um den Überschuss zu reduzieren, erklärt Eugen Weinberg, Chef-Rohstoffanalyst der Commerzbank, in der WirtschaftsWoche. Der Preis für WTI ist zwar inzwischen wieder gestiegen, aber längst nicht auf gewohntes Niveau. Daran wird auch die von der US-Regierung geplante Aufstockung nationaler Öl-Reserven um 75 Millionen Fässer nicht viel ändern. Allein der internationale Flugverkehr bricht bis September voraussichtlich um zwei Drittel ein. Das schätzt die Luftfahrtbehörde der Vereinten Nationen (ICAO).

Digitalisierung

In der Not haben sich unzählige Prozesse, Meetings und Events digitalisiert. Die Preisfrage lautet: Wie viel davon wird auch nach der Pandemie bleiben? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn das Virus tatsächlich erst 2021 oder 2022 besiegt ist, haben wir reichlich Zeit, uns auf die neue Lebensrealität einzustellen. Gerade Politiker und Manager werden feststellen: „So verkehrt sind Zoom-Meetings gar nicht.“

Schließlich sparen sie sich sehr viel Zeit und Aufwand durch den Wegfall von Geschäftsreisen. Dadurch können sie mehr Termine wahrnehmen und diese auch leichter vereinbaren. Die große Ironie der Stunde besteht darin, dass gerade Social Distancing die Welt in ein kleines Digital-Dorf mit kurzen Wegen verwandelt hat. Warum das nach der Krise wieder aufgeben? Zumal der Verzicht auf Businesstrips oder Flüge zu großen Polit-Gipfeltreffen auch positiv medial inszeniert werden kann – Stichwort Klimaschutz. Dies wäre ein weiterer Schlag in die Magengrube der Öl-Nachfrage.

Warum eine lange zurück liegende Sache den Ölpreis ebenfalls in den Keller rutschen lässt, lesen Sie auf Seite 2