New Kids on the Stock Exchange

28.04.2021

Lan Anh Nguyen, Senior Pressereferentin, PR Manager bei Engel & Völkers / Foto: © Lan Anh Nguyen

Im Corona-Jahr erlebte die Börse einen Kleinanleger-Boom. Laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts waren 2020 rund 12,4 Millionen Menschen am Finanzmarkt aktiv – so viele wie zuletzt vor 20 Jahren. Etwa jeder Sechste hierzulande ist in Aktien investiert. Das entspricht rund 17,5 Prozent der Bevölkerung. Besonders die Generation der unter 30-jährigen hat die Börse für sich entdeckt. Im Vorjahr haben fast 600.000 junge Aktionäre ihr Börsendebüt gefeiert. Dies macht ein Plus von 67 Prozent und ist der mit Abstand kräftigste Anstieg aller Altersgruppen. Doch warum zieht es immer mehr Youngster an die Börse? Was sind ihre Anlagemotive? Und worauf sollte der Börsennachwuchs beim Investieren achten?

Momentum der Krise für Kurseinstieg nutzen

Ein wesentlicher Treiber für den Jugend-Trend am Aktienmarkt war die Corona-Pandemie. Aufgeschobene Konsumausgaben in Kombination mit der dazugewonnenen Zeit im Lockdown führten zu einem wachsenden Interesse an Aktien, Fonds und ETFs. Doch entgegen der Rebellen-Mentalität der Wallstreetbets-Community geht es den meisten Börsenneulingen nicht um wilde Spekulationen oder Zockerei. Die meisten Anleger möchten vielmehr die Ertragschancen des Aktienmarkts nutzen, um langfristig Vermögen aufzubauen. Ihre Devise: Mit Kursgewinnen und Dividenden zur Altersvorsorge und Zukunftssicherung. Das volatile Marktumfeld hat vielen jungen Investoren den Weg geebnet, um zu niedrigen Kursen einzusteigen.

Lange Anlagestrategie schlägt Spieltrieb

Die beste Prävention vor Verlustrisiken an der Börse ist der Aufbau eines diversifizierten Portfolios mit Aktien aus verschiedenen Branchen und Ländern. Mit ETFs können Anfänger kostengünstig in Indexfonds investieren, die einen Gesamtmarkt abbilden, beispielsweise den MSCI World oder Dax. Wer frühzeitig Geld in einen ETF-Sparplan investiert und einen 10- bis 15-jährigen Anlagehorizont anvisiert, profitiert kräftig vom Zinseszins-Effekt. Dieser kommt insbesondere jungen Börsianern zugute, die ihre Wertpapiere potenziell bis ins hohe Rentenalter halten können.

Smartes Stock-Picking mit System

Fortgeschrittene Anleger, die sich nicht von schwankenden Kursen aus der Ruhe bringen lassen, können mit Einzel-Aktien höhere Renditen erzielen. Der Charme vom Stock-Picking gegenüber dem passiven Besparen von ETFs liegt in der Möglichkeit, aktiv Unternehmen zu selektieren, die zum eigenen Anlage- und Risikoprofil passen. Ob Value- oder Growth-Aktie – wichtig ist, dass die Auswahl auf Basis von festgelegten Bewertungskriterien erfolgt. Investoren sollten ausreichend Zeit aufwenden, um die Geschäftsmodelle und Kennzahlen des Unternehmens zu studieren, bevor sie die Aktie ins Portfolio aufnehmen.

Zum eigenen Fondsmanager werden

Teens und Tweens haben verstanden, dass Aktien ihnen die Möglichkeit bieten, auch mit kleinen Sparbeträgen an der Entwicklung der Volkswirtschaft zu partizipieren. Ob die Investitionslaune der Newcomer zu einer langfristigen Passion umschlägt, bleibt abzuwarten. Das große Informationsangebot im Netz und die geringen Transaktionskosten der Neo-Broker bieten gute Rahmenbedingungen – vorausgesetzt, der Börsennachwuchs ist gewillt, auch weiterhin in die eigene Finanzbildung zu investieren. Denn fundiertes Wissen und eine ruhige Hand schützen vor teurem Aktionismus, wenn eine Aktie zeitweilig auf Talfahrt geht. Schließlich hat Humankapital immer noch die höchste Rendite.

Gastbeitrag von Lan Anh Nguyen, Senior Pressereferentin, PR Manager bei Engel & Völkers, gehört auch zur Generation der jungen Investoren