Neue Weichwährung: Ist das Britische Pfund noch zu retten?

18.08.2016

Der große Brexit-Schock scheint überwunden. Allerdings überschatten die Folgen die Märkte als latente Gefahr. Dessen ist sich die Bank of England sehr wohl bewusst und will mit ihrer Entscheidung präventiv agieren, anstatt später unter Zugzwang zu geraten. Während Konjunkturdaten wie das Bruttoinlandsprodukt und der Verbraucherpreisindex in Großbritannien größtenteils positiv ausgefallen sind, stellen sich die Stimmungsbarometer zum Konsum- und Geschäftsklima, welche oft als Frühindikatoren für Rezessionen fungieren, deutlich schlechter dar. Dies gilt als wesentlicher Faktor für die Zinssenkung. Aussagen von Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, zur Folge soll mit den Maßnahmen die Unsicherheit im Markt genommen werden. Außerdem sei die Geldpolitik der Zentralbank flexibler als die Fiskalpolitik des Staates und könne dadurch schneller angepasst werden. So seien auch weitere Zinssenkungen machbar, falls nötig.

Strategiewechsel in der Geldpolitik?

Einige Marktteilnehmer erwarten bereits zur nächsten Sitzung im September einen Schnitt um weitere 15 Basispunkte auf 0,10 Prozent. Wir halten dieses Szenario jedoch zu diesem Zeitpunkt für relativ unwahrscheinlich. Die Bank of England zeichnete sich in den letzten Jahren durch ihre beständige Geldpolitik aus und hielt den Leitzins seit 2009 konstant gleich. Da negative Zinsen beim Direktorium nicht so viel Anklang finden, scheint es unwahrscheinlich, dass die britischen Währungshüter ihr ganzes Pulver sofort verschießen. Ein weiterer Grund: Der Brexit-Prozess wird noch sehr lange anhalten und die wirtschaftlichen Folgen sind kaum absehbar.

Ausweitung des Anleihekaufprogramms

Die Zinssenkung war weitestgehend erwartet und im Markt zuvor eingepreist. Was viel eher für eine Überraschung sorgte, war die Ausweitung des Anleihekaufprogramms um 60 Milliarden Pfund auf insgesamt 435 Milliarden Pfund. Diese Nachricht brachte die Währung erneut ins Straucheln. Der Cable (GBP/USD) fiel ans untere Ende seiner Seitwärtsrange, konnte aus dieser Konsolidierungsphase ausbrechen und notiert derzeit knapp darunter. Auch der Euro konnte bei 0,8724 ein neues Jahreshoch gegenüber dem Pfund Sterling markieren. Zusammengefasst bedeutet das: Die Unsicherheit bleibt trotz der Maßnahmen erst einmal bestehen und wird voraussichtlich auch weiterhin für Druck auf das Pfund sorgen.

Marktkommentar von Jannis Raftopoulos, Geschäftsführer der JRC Capital Management Consultancy & Research GmbH, nach der Leitzins-Senkung

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