Nebenwerte bleiben interessant

18.12.2017

Christian von Engelbrechten, Manager des Fidelity Germany Fund / Foto: © Fidelity

finanzwelt: Zum Jahresauftakt 2017 erwähnten Sie, dass Sie auf Branchenebene an der starken Übergewichtung in den Bereichen Software, Medien, IT und Gesundheit festhalten. Inwiefern haben Sie hier eine Anpassung vorgenommen?

Engelbrechten: Diese bleiben weiterhin stark übergewichtet. Ich gehe davon aus, dass wir unter anderem aufgrund der Schuldenberge auch in Zukunft in einer Welt niedrigen Wachstums leben werden. Zudem ist weltweit die Notwendigkeit großer Investitionen zurückgegangen. Wo früher noch Anlagen- und Hardwareinvestitionen notwendig waren, reichen heutzutage oft Softwarelösungen. In den genannten Branchen finde ich strukturell wachsende Unternehmen, die durch neue Produkte und Marktanteilsgewinne wachsen und nachhaltig deutlich über ihren Kapitalkosten verdienen, anstatt auf eine besonders gute Konjunkturlage angewiesen zu sein und damit nur zeitweise fundamental überzeugen können.

finanzwelt: Hierzulande fließt viel Geld in Betongold. Wie stehen Sie zu Immobilien-Aktien?

Engelbrechten: Ein spannendes Segment, das ich 2016 ausgebaut habe und das meine Strategie gut widerspiegelt. 2016 blieben Immobilienaktien hinter dem Gesamtmarkt zurück. Hintergrund war die Spekulation um steigende Zinsen. Meine Auswahl orientiert sich dagegen an den Gewinn- und Cash-Flow-Aussichten der Unternehmen. Und hier haben die deutschen Unternehmen wie Vonovia mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich in den vergangenen Jahren überzeugt. Die Aussichten für das Wachstum der Cash Flows bleiben nach wie vor positiv. Ich bin fest davon überzeugt, dass mittelfristig die Cash Flows Aktienkurse bestimmen. Die Performance der Immobilienunternehmen hat dies 2017 bestätigt.

finanzwelt: In 2016 lief es nicht besonders gut. Wie zufrieden sind Sie mit der diesjährigen Wertentwicklung (ca. +18 %), auch im Vergleich zur Benchmark?

Engelbrechten: Insbesondere die zweite Hälfte 2016 war geprägt davon, dass Risiken ignoriert wurden und der Markt zu einem Höhenflug angesetzte. Das sind Phasen, in denen es eine Qualitäts-Wachstumsstrategie wie meine schwer hat. Auch Nebenwerte und Techwerte blieben zurück, während qualitativ fragwürdige Zykliker stark hinzugewonnen haben. Da mein Fonds einer der am aktivsten gemanagten Deutschlandfonds mit klaren Abweichungen von den Indizes ist, ist die relative Entwicklung immer ausgeprägt.

Auch 2017 hat sich die rückläufige Risikoaversion fortgesetzt, so dass Zykliker und Unternehmen fragwürdiger Qualität inzwischen historisch hohe Bewertungsniveaus erreicht haben. Obwohl der Fonds konsequent bei seiner eher defensiven Strategie geblieben ist, steht er 2017 Mitte Dezember mit 18,3% im Plus (gegenüber 13,8% Dax-Rendite und 15,8% des HDAX). Die Einzeltitelauswahl, die mit unseren Analysten erarbeitet wurde, hat diese Entwicklung befördert.

Das stimmt mich sehr zuversichtlich für 2018. Wenn die Märkte wieder nervöser werden und Qualitätsunternehmen mit ihren manchmal nachhaltig soliden Wachstumsraten wieder in den Fokus der Investoren rücken, ist eine Qualitäts-Wachstumsstrategie gefragt.