Nachhaltigkeit bleibt ein Begriff mit Erklärungsbedarf
15.09.2020
Dr. Silvio Schmidt; Foto: © ÖKOWORLD AG
Umwelt dominiert Verständnis von Nachhaltigkeit
Zudem verbindet fast jeder Zweite mit „nachhaltigen Kapitalanlagen“ vor allem Umweltaspekte. Diese sind 44 Prozent der Befragten wichtig. Soziale Aspekte, wie beispielsweise den Ausschluss von Kinderarbeit nennen 32 Prozent. Auf eine gute Unternehmensführung legen gar nur 24 Prozent Wert. Aber nachhaltiges Investieren darf nicht auf Erneuerbare Energien, Klimaschutz oder den sparsamen Umgang mit Ressourcen beschränkt sein. Genauso sollte die Einhaltung der Menschenrechte oder die Vermeidung von Korruption dazugehören. Denn wie nachhaltig ist der neue Solarpark in einem Entwicklungsland, wenn die lokale Bevölkerung dort nicht an seinem Erfolg beteiligt, sondern stattdessen zwangsumgesiedelt wird?
Auswahl der passenden Produkte ist schwierig
Gleich nach dem geringen eigenen Wissen sind es fehlende Information und mangelnde Produkttransparenz, die einer Anlage in „nachhaltige Produkte“ entgegenstehen. Immerhin für 34 Prozent der Befragten ein Hinderungsgrund.
Dies erinnert an den Kauf von Bio-Lebensmitteln. „Bio“ finden die meisten zwar grundsätzlich gut. Doch passende Produkte und Anbieter auszuwählen ist in der Praxis nicht einfach. Denn „Bio“ ist nicht gleich „Bio“. Oft bleibt unklar, wie die Wirklichkeit hinter Siegeln oder vollmundigen Produktaussagen aussieht. Hinzu kommt die Frage nach der Glaubwürdigkeit des Anbieters, wenn gleich neben den Bio-Produkten Billigstlebensmittel aus fragwürdigen Herstellungsbedingungen angeboten werden. Auch bei den „grünen“ Angeboten von Banken und Investmentgesellschaften sind die Anlegerinnen und Anleger, nicht überraschend, skeptisch. Lediglich für ein Drittel der Befragten sind diese glaubhafte Anbieter, wenn sie in der Vergangenheit noch keine ausgewiesenen „nachhaltigen Anlagen“ im Produktportfolio hatten. Vertrauen ist den Anlegerinnen und Anlegern wichtig. Wären „nachhaltige Investments“ zweifelsfrei als solche zu erkennen, würde sich fast jeder Zweite bei einer Neuanlage für diese entscheiden. Nahezu jeder Dritte würde bestehende Anlagen durch „nachhaltige Anlagen“ austauschen.
[caption id="attachment_4314" align="alignnone" width="543"]
Quelle: Deutsches Institut für Altersvorsorge[/caption]
Weiter auf Seite 3