Nachhaltig nach innen und außen – wie Finanzdienstleister größtmögliche Wertschöpfung erzielen
04.11.2021
Autorin und Expertin für nachhaltiges Unternehmertum Paula Brandt / Foto: © Paula Brandt
CO2 oder Methanbepreisung – Welche Rolle spielt dabei die Politik?
Gerade setzt ein Umdenken auch in der Politik ein. Politiker diskutieren auf Klimagipfeln, wie sie für "Kostenwahrheit" sorgen können. Überspitzt gesagt heißt das: Für den, der weiter zukunftsschädigend wirtschaftet, wird es künftig teuer. Was gerade für CO2 und Methan im Gespräch ist, wird weitergehen für Bodenfruchtbarkeit, aber auch für soziale Aspekte wie Bildungskapital. Der Zug rollt und ist nicht mehr aufzuhalten. Politiker setzen aktuell Vorgaben, die Hebelwirkung entfalten.
Was heißt das für Unternehmer?
Mittlerweile gibt es viele nachhaltige Unternehmer. Aber die Botschaft ist längt noch nicht bei allen angekommen. Was Vielen heute noch nicht klar ist: Fragen der Zukunft werden zur Frage des Überlebens. All die Unternehmen, die diese neue Maxime noch nicht in ihr Handeln integriert haben, sind langfristig nicht mehr zukunftsfähig. Denn die politischen Vorgaben münden letztlich immer im finanziell Faktischen ankommen, beispielsweise wenn sich neue Regelungen wie eine CO2- Bepreisung auf die finanzielle Ebene bewegen und damit zum Kostenfaktor für Unternehmen werden. Gleiches ist auf dem Arbeitsmarkt zu sehen: Arbeitskräfte gehen nicht mehr zu den Unternehmen, die zu einer Erderwärmung von 4 Grad plus Grad beitragen. Stillhalten und "weiter wie früher" sind also keine Option mehr.
Was ist zu tun? Wettbewerbsfähigkeit vom Standort Deutschland.
Themen wie Klimakrise und Bewerbermangel kommen jetzt so langsam im Bewusstsein bei allen an, müssen jetzt aber stärker in die Handlungsebene einsickern. Unternehmen in Ländern wie China sind da inzwischen weiter. Das Potenzial in deutschen Unternehmen ist eigentlich da. Viele verschlafen den Wandel nur ein Stück weit gerade, weil sie denken: "Wir sind doch schon so gut." Und: "Warum eigentlich wir, denn wir sind doch nur für so wenig in der Welt verantwortlich." Finanzinstitute können helfen, diesen Blickwinkel aufzulösen. Ich arbeite Tag für Tag mit großartigen Unternehmer*innen, die sich auf den Weg der Nachhaltigkeit begeben – auch und gerade, weil sie dadurch Wettbewerbsvorteile erlangen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Wachstumsfantasien nach dem Muster „Wir wollen unseren Umsatz und Gewinn jedes Jahr um 70% steigern – ohne Bezug zu den gesellschaftlichen Anforderungen“ bald der Vergangenheit angehören werden. Wirtschaftliche Profitabilität und soziale Verantwortung sind keine Gegensätze, sondern gehen Hand in Hand. Die neue Generation der Impact-Unternehmer wächst – mit Verantwortung.
Was wir heute brauchen ist eine Allianz auf breiter Front.
Nötig sind Unternehmer*innen, die nachhaltige Lösungen schaffen und damit direkt die Wertschöpfung bei den weitergefassten Kapitalarten steigern. Parallel dazu braucht es innovative Finanzdienstleister, die dem immer größer werdenden Willen der Anleger folgen und nachhaltige Projekte fördern. Zusätzlich brauchen wir Politiker, die Nachhaltigkeitsrisiken mit Kosten belegen und so Anreize in Richtung Nachhaltigkeit setzen. Nur so werden wir in Deutschland wieder wettbewerbsfähig. Und sowohl Impact-Unternehmern als auch Finanzdienstleistern kommt damit eine Vorreiterrolle zu.
Gastbeitrag von Paula Brandt, Expertin für nachhaltiges Unternehmertum und Autorin