Monetarisierung der Staatsschulden hat begonnen
15.04.2020
Markus Steinbeis, geschäftsführender Gesellschafter der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung / Foto: © Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung
Die Frage nach der Finanzierung
Viele Anleger fragen sich, ob sich die Regierungen in den USA und anderswo diesen fiskalpolitischen Stimulus überhaupt leisten können oder dadurch eine Staatsschuldenkrise mit anschließenden inflationären Tendenzen ausgelöst werden könnte. Bleiben wir in den USA: Das US-Schatzamt wird in den kommenden Monaten und Jahren ein dramatisch hohes Volumen an Staatsanleihen zur Finanzierung der Defizite verkaufen und damit den Kapitalmarkt überfordern. Das Angebot wird zu aktuellen Zinssätzen die Nachfrage um Längen übersteigen. Diese Lücke werden die Notenbanken füllen. Wir gehen davon aus, dass ein Großteil der zukünftigen Staatsanleihen weltweit in deren Bilanzen landen werden. Die jüngst verkündeten, oft unlimitierten Kaufprogramme der großen Zentralbanken weisen in diese Richtung und begrenzen gleichzeitig das Risiko steigender Zinsen. Ähnlich wie in Japan erwarten wir, dass sämtliche westliche Notenbanken damit perspektivisch eine strikte Kontrolle der gesamten Zinsstrukturkurve anstreben. Damit können wir die Unabhängigkeit der Zentralbanken nun endgültig ad acta legen. Vielmehr erleben wir eine Fusion von Geld- und Fiskalpolitik. Salopp gesagt, finanziert frisch gedrucktes Geld die Budgetdefizite. Mit anderen Mitteln ist das Finanzsystem, so wie wir es kennen, nicht mehr zu stabilisieren.
Der Beginn inflationärer Zeiten?
Mit der Abschaltung der Wirtschaft in der Corona-Krise erleben wir einen deflationären Angebots- und Nachfrageschock. Kein Wunder also, dass sich Politiker eher um Deflation als um Inflation sorgen. Doch das könnte sich ändern. Anders als in der Finanzkrise (2007 – 2009) wird das frisch gedruckte Geld nun nachfragewirksam. Damals flossen die Geldströme überwiegend in den Finanzkreislauf und erzeugten lediglich eine Inflation der Vermögenspreise. Heute geben die Staaten das Geld über Transfers und diverse Programme aus.
„Geldentwertung ist immer ein monetäres Phänomen“, schrieb schon der bekannte Ökonom Milton Friedman. Viele große Inflationsphasen in der Wirtschaftsgeschichte hatten zwei Zutaten: Ein beliebig vermehrbares Geldsystem (Fiat-Money) sowie eine rasant steigende Staatsverschuldung, die von der Notenbank finanziert wird. Beide Voraussetzungen sind zweifellos derzeit erfüllt.
Kolumne von Markus Steinbeis, Geschäftsführender Gesellschafter der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH in München.