Moderne Banken schaffen – Gemeinsam statt gegeneinander
22.02.2019
Martijn Hohmann, CEO und Co-Gründer von Five Degrees / Foto: © Five Degrees
Vertrauen muss immer wieder neu gewonnen werden
Eine Umfrage des Deutschen Bankenverbandes aus dem Jahr 2017 hat ergeben, dass persönliche Erfahrungen mit der Bank die Einstellung zu dieser Bank positiv beeinflussen[1]. Für die Ausgangslage des Kundenservice ist das entscheidend: je näher die Bank an die Kunden heranreicht, desto positiver ist die Einstellung der Kunden. Genau an dieser Stelle können FinTechs helfen. Sie docken an das Kernbankensystem der Banken an und helfen bei der Digitalisierung des Geschäftes. Das eröffnet nicht nur neue Kommunikationskanäle zwischen Banken und Endkunden, sondern auch neue Absatzmöglichkeiten.
Die Bank kann nun alle Kunden über Smartphone-Apps erreichen oder Kundenberatung per Videoanruf anbieten. Auf diese Weise rückt die Bank näher an den Kunden und seine digitale Lebenswelt heran. Diese durch die Nähe gewonnene positive Einstellung der Kunden kann genutzt werden, um ihnen neue Produkte anzubieten. Dank modernster Technologien und Algorithmen können beispielsweise automatisch eingerichtete ETF-Sparpläne angeboten werden. Diese bieten bestehenden Kunden die Möglichkeit, ganz bequem und ohne Aufwand ihre eigens gesetzten Sparziele zu verwirklichen.
Für ein junges FinTech ist es alleine sehr schwierig, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Im Bargeldland Deutschland sind viele Anleger zurückhaltend und vorsichtig und verstecken ihr Geld lieber noch im Kopfkissen als es lukrativ anzulegen. Ohne die Kooperation mit einer großen Bank ist es daher nur schwer möglich, Kunden für ein neue Produkte oder Dienstleistungen zu begeistern. Folglich ist es für innovative Startups lohnenswert, sich auf ihr Kerngeschäft der digitalen Transformation zu konzentrieren: „Software as a Service“ statt Kundenakquise als unbekannte Digitalbank.
Innovation als Gemeinschaftsaufgabe
Um sich digitaler aufzustellen, muss das Rad nicht immer neu erfunden werden. Auch die Weiterentwicklung bekannter Produkte oder Dienstleistungen sowie die Optimierung angestaubter Prozesse können eine wahre Bereicherung sein. Banken dürfen bei den technischen Ansätzen ruhig auch den Ansätzen der FinTechs und ihrer disruptiven Energie vertrauen. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass es in der Welt von Morgen nur noch eine Lösung geben wird. Ganz sicher ist jedoch, dass Banken, die sich nicht von der ein oder anderen Gewissheit vergangener Tage verabschieden, nicht mehr am Markt konkurrenzfähig sein werden.
Welche Bank für Privatkunden kann es sich heute noch leisten, Online-Banking ohne eigene App anzubieten? Und bei welcher Bank würde eine junge digitale Zielgruppe einen Kredit beantragen, wenn nicht bei einer mit digitalem Kreditantrag? Diese Beispiele zeigen, Innovation ist eine Aufgabe, die am besten im Zusammenspiel zwischen Banken und FinTechs gelöst wird. Mit der Erfahrung und dem treuen Kundenstamm traditioneller Banken auf der einen Seite und den agilen digitalen Ansätzen vieler FinTechs auf der anderen, lassen sich die heutigen Kundenanforderungen am besten bedienen. Begreift man sich als Partner, kann man zusammen Neues entwickeln und gemeinsam wachsen. Sieht man sich als Gegner, macht zum Schluss vielleicht jemand ganz anderes das Geschäft.
[1] Bundesverband deutscher Banken, 2017: Bankenimage, Vertrauen und Zufriedenheit von Bankkunden, online unter: https://bankenverband.de/newsroom/meinungsumfragen/bankenimage-vertrauen-und-zufriedenheit-von-bankkunden/
Gastbeitrag von Martijn Hohmann, CEO und Co-Gründer von Five Degrees