Nur ein "Sturm im Wasserglas"?

15.06.2016

Dr. Uwe Schroeder-Wildberg

Hintergrund ist die Kritik am Vorstand der MLP-Hauptversammlung: Heidelberger Aktionärsvertreter und Bilanzrechtler Biesinger fordern Schroeder-Wildberg zum Rücktritt auf.

(fw/rm) In der Hauptversammlung des Wieslocher Finanzdienstleistungskonzerns MLP am 16. Juni kritisierte, Dr. Karl Benedikt Biesinger nach eigenen Aussagen im Auftrag besorgter MLP-Aktionäre und Mitarbeiter, heftig die Unternehmensführung. Welche Mitarbeiter er damit vertritt, äußerte Biesinger nicht. Er berief sich auf seine anwaltliche Verschwiegenheitspflicht und auf die Angst seiner Mandanten vor Sanktionen durch ihren Arbeitgeber. Im Mittelpunkt von Biesingers Kritik stand der Vorwurf, MLP habe unter der Führung von Schroeder- Wildberg seine eigentliche Stärke, den Vertrieb „verlernt“. Während MLP im Jahre 2004, dem ersten Jahr von Schroeder-Wildbergs Amtszeit als MLP-VV noch einen Nettozuwachs von 57.000 Kunden verzeichnete, seien dies im Jahre 2015 nur noch 11.000 gewesen. Auch habe MLP in den Jahren von 2005 bis 2015 einen Rückgang des Altersvorsorge-Neugeschäfts um 48 Prozent zu beklagen, wohingegen die gesamte Branche nach den Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft im selben Zeitraum einen Zuwachs von 10 Prozent verzeichnen konnte. Die Probleme von MLP seien zum großen Teil hausgemacht und nicht durch den Markt verursacht. Als größten strategischen Fehler Schroeder-Wildbergs bezeichnete Biesinger den Verkauf der früheren MLP Lebensversicherung, heute Heidelberger Leben, die seit 2008 - mit Ausnahme von 2012 – dauerhaft höhere Gewinne erzielt als der ganze MLP-Konzern. 2015 lag der Gewinn von Heidelberger Leben bei mehr als € 78 Mio., während MLP € 19,8 Mio. Gewinn erzielte. Nach Aussagen Biesingers wäre MLP zusammen mit der von Schroeder-Wildberg veräußerten ehemaligen Tochtergesellschaft heute mehr als doppelt so viel wert, wie sie es tatsächlich ist. Als weitere Kritikpunkte benannte Biesinger den kontinuierlichen Rückgang der Beraterzahl bei steigender Zahl der angestellten Mitarbeiter sowie die kostspielige, nach seiner Auffassung überflüssige Vollbanklizenz, das peinliche Versagen des Unternehmens beim versuchten Verkauf der früheren MLP-Zentrale im Emmertsgrund und außerdem die fehlende Glaubwürdigkeit in der Kommunikation von Schroeder-Wildberg. Dieser habe über die vergangenen 12 Jahre vieles angekündigt, aber positive Ergebnisse seien weitgehend ausgeblieben. Als völlig unangemessen für ein aus dem SDAX geflogenes Unternehmen mit € 19,8 Mio. Gewinn kritisierte Biesinger die Vergütung der drei Vorstände mit zusammen über € 3 Mio. jährlich. Biesinger bezeichnete die Entwicklung von MLP als einen „schleichenden Niedergang“ und forderte den Vorstandsvorsitzenden Schroeder-Wildberg zum Rücktritt auf. Für die Aktionäre sei die Aktienkursentwicklung der entscheidende Indikator für die Qualität des Managements. Und die sei verheerend und nicht weiter hinnehmbar. Während der DAX seit Januar 2004 um rund 270 Prozent, der MDAX um 460 Prozent und der SDAX um 345 Prozent zugelegt habe, sei die MLP-Aktie gerade noch 24 Prozent von dem wert, was bei Schroeder-Wildbergs Amtsantritt auf dem Kurszettel gestanden habe. Beängstigend sei vor allem die Kontinuität des Abstiegs. An MLP-Gründer Lautenschläger richtete Biesinger den Appell, der Zerstörung seines Lebenswerkes nicht länger zuzuschauen, welches in anderer Management-Konstellation eines der Aushängeschilder der Region gewesen sei und ihn dazu befähigt habe, Großes für die Menschen im Rhein-Neckar-Raum zu tun. Das MLP-Geschäftsmodell und die vielen hervorragenden MLP-Mitarbeiter hätten viel mehr Potenzial, als die Entwicklung des Konzerns in den letzten zehn Jahren widerspiegele.

Abstimmungsergebnisse:

zur MLP-Hauptversammlung und der möglichen Wiederwahl des Vorsitzenden sollen noch im Laufe des Tages bekanntgegeben werden. Siehe auch finanzwelt Beitrag: Mehrheit stimmt MLP Tagesordnung zu