Mit Pferden lernen

21.03.2017

Jörg Weitz/ Foto: © 3FACH ANDERS Coaching Systems

Alleine das Kennenlernen der Teilnehmer mit den Pferden ist ein Erlebnis für sich und lässt erste Erfahrungen und Reflexionen zu:

Pferde sind Fluchttiere und folgen in vermeintlich gefährlichen Situationen ihrem Fluchtinstinkt. Das bedeutet, dass sich beispielsweise ein Pferd in einer bedrohlichen Situation auf sein außergewöhnlich gut ausgebildetes Wahrnehmungsvermögen verlässt – um dann die Flucht zu ergreifen. Geht der Teilnehmer in seiner eigenen und authentischen Art zu forsch oder aggressiv beim Kennenlernen auf das Tier zu, so kann es also durchaus sein, dass der Teilnehmer plötzlich ohne das Pferd da steht. Schon diese Erfahrung gibt Rückschlüsse für den tagtäglichen Alltag im Umgang mit anderen Menschen.

Handelt der Teilnehmer während der Übungen zu ängstlich, was dann auch im Alltag seiner Persönlichkeit entsprechen würde, so wird das Pferd seine eigenen Rückschlüsse daraus ziehen: Wenn sich nämlich Teilnehmer und freilaufende Pferde in der Halle begegnen, so entsteht aus Sicht der Pferde eine neue Herde. Instinktiv prüft das Tier nun sämtliche Teilnehmer nach folgenden Kriterien ab: Wer führt wen? Wie ist die Rangfolge in der Hierarchie innerhalb der Herde? Funktioniert man gemeinsam als Herde?

In diesem Falle wird das Pferd seinen Anweisungen nicht folgen, da für das Tier kein Vertrauen, vor allen Dingen aber keine Sicherheit aufgebaut werden konnte. Auch hier lassen sich starke Reflexionen in den Alltag ableiten. Zwar mag es sein, dass die Mitarbeiter scheinbar den Worten der Führungskraft „gehorchen“ – ob diese aber tatsächlich akzeptiert und angenommen werden, dass kann in diesem Falle durchaus bezweifelt werden.

Pferde sind unvoreingenommene und sehr sensible Wesen. Die Sprache, die Gestik und die Mimik sind enorm wichtig, um das Vertrauen des Pferdes gewinnen zu können. Eigentlich wie bei einem Menschen auch, nur vielleicht noch ein wenig wertfreier, neutraler und ehrlicher. Denn für ein Pferd spielt es keine Rolle, in welcher Firmenhierarchie sich der Teilnehmer befindet, wie hoch sein Einkommen ist oder welchen Status er genießt.

Nur wenn es dem Teilnehmer gelingt das Pferd von seiner Person zu überzeugen und zu gewinnen, wird er am Ende des Tages den gewünschten Effekt erzielen und die Übungen erledigt haben.

Die Teilnehmer testieren dem Pferdegestützten Coaching eine extreme Nachhaltigkeit. Nicht weil es neue oder bessere Menschen aus ihnen macht, sondern weil das ehrliche, ungeschönte und wertfreie Feedback der Pferde mit dazu beiträgt, dass man sich und sein Verhalten im Alltag erfolgsorientierter und authentischer einsetzen kann.

Kolumne von Jörg Weitz, 3FACH ANDERS Coaching Systems