Mini-Wachstumsangst lässt US-Renditen sinken

28.02.2025

Mark Dowding. Foto: BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.

Die Renditen von US-Staatsanleihen sind in der vergangenen Woche gesunken. Grund war eine Mini-Wachstumsangst infolge einer Verschlechterung des Konsumklimas. Aktien und Kryptowährungen gaben nach und die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen fielen auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2024. Die Marktteilnehmer preisen für 2025 nun wieder zwei Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve ein. Unserer Meinung nach sind die Wachstumsbedenken aber – auch angesichts des nach wie vor robusten Arbeitsmarkts – übertrieben.

Im Kongress wurde der Haushalt der Vereinigten Staaten verabschiedet. Wie erwartet bleiben die Steuersenkungen des Tax Cuts and Jobs Act (TCJA) bestehen. Außerdem wurden Kürzungen bei den Staatsausgaben beschlossen. Unsere Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass das Defizit des Bundeshaushalts 2025 und 2026 bei rund 6,5 Prozent liegen könnte. Das entspricht in etwa dem Wert aus dem Jahr 2024.

In diesem Fall würde die Finanzpolitik dieses Jahr weder zum Wachstum beitragen noch eine Belastung darstellen, obwohl der Schuldenstand weiter steigen wird. Die größte Gefahr für das Defizit bestünde, wenn sich die Wirtschaft verlangsamt. Dies würde zu einem Rückgang der Steuereinnahmen und gleichzeitig Ausgabensteigerungen führen. Außerdem sehen wir keinen Spielraum für US-Präsident Donald Trump und seinen Berater Elon Musk, das Haushaltsdefizit, wie sie es gerne kommunizieren, auf 3 Prozent zu senken – es sei denn, die Finanzierungskosten fallen wieder auf das Niveau von 1 Prozent wie vor einigen Jahren.

Die Finanzierungskosten steigen jedoch. Fällige Schuldtitel mit niedrigem Kupon werden daher durch solche mit höherem Kupon ersetzt werden. Vor diesem Hintergrund sind die Zinskosten auf einem steigenden und nicht auf einem fallenden Kurs. Wir gehen davon aus, dass Trumps Politik die Inflation eher erhöht als verringert. Über einen längeren Zeitraum höhere Zinsen führen also dazu, dass der Schuldendienst auf absehbare Zeit die Haushaltsbilanz belasten wird.

Die jüngsten Zweifel am US-Wachstum bedeuten, dass die anstehenden Datenveröffentlichungen Anfang März mit erhöhter Aufmerksamkeit verfolgt werden. Derweil naht der 4. März als Stichtag für die Zölle gegen Mexiko sowie Kanada und wir werden auch den bevorstehenden EU-Gipfel genau beobachten.

In der Ukraine hat Kiew mit Washington eine Einigung über die Erschließung der Rohstoffe des Landes erzielt. Die Schlagzeilen deuten darauf hin, dass ein Friedensabkommen in greifbare Nähe gerückt sein könnte.

Wir warnen jedoch davor, dass sich jeder vereinbarte Waffenstillstand als brüchig und kurzlebig erweisen könnte. Russlands längerfristiges Ziel ist womöglich, den Konflikt zu einem Zeitpunkt seiner Wahl neu aufleben zu lassen, sobald es seine Streitkräfte wieder annähernd in voller Stärke aufgebaut hat. Das dürfte nicht allzu lange dauern, da das Land 8 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in den Verteidigungshaushalt steckt. Diese Einschätzung hat dazu geführt, dass wir bei den Aussichten für ukrainische Vermögenswerte vorsichtiger geworden sind.

Marktkommentar von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management.