MiFID-II: Noch viel zu tun

22.03.2017

Deutschlands Banken haben noch viel Arbeit wegen der Umsetzung von MiFID II vor sich / Foto: © Photographee.eu - fotolia.com

Kosten höher als ursprünglich geplant

Nachdem bei der letzten Befragung die Banken davon ausgingen, dass die MiFID-II-Umsetzung 260 Personentage verschlingen würde, werden nun 693 Personentage veranschlagt, also fast drei mal so viele. Auch bezüglich der Projektkosten konnte die ursprüngliche Prognose nicht gehalten werden: Rechneten im September 2016 noch drei Viertel der Banken damit, dass die Gesamtkosten eine halbe Million Euro nicht überschreiten würde, glaubt dies nun nur noch jedes zweite Institut. "Auf den letzten Metern macht sich Verunsicherung breit. Wieviel Budget noch benötigt wird, um in weniger als einem Jahr alle Umsetzungen abzuschließen, kann jede fünfte Bank nicht mehr einschätzen", so Studienleiter Appel. Zuvor gab nur jede zwölfte Bank an, nicht einschätzen zu können, wie hoch die Gesamtkosten der Umstellung sein könnten.

Für 92 Prozent der Banken stellt zudem die Einhaltung der Folgekosten ein Problem dar und 66 Prozent sehen in den Vorgaben für Geeignetheitsbereich und Telefonprotokolle einen hohen bis sehr hohen Aufwand. Im Vergleich  zur Vorbefragung hat allerdings die Sorge um diesen Hauptkostentreiber um 9 Prozentpunkte abgenommen. Ebenfalls zurückgegangen ist die Sorge, dass laufende Eignungsprüfungen von empfohlenen Finanzprodukten hohe Folgekosten verursachen könnten. Diese Meinung wird nur noch von 42 Prozent der Befragten geteilt, 15 Prozentpunkte weniger als Ende 2016. Hingegen rechnen mehr Banken mit hohen Kosten durch die Verpflichtung zur Erstellung anlassbezogener Reports. Dieser Meinung sind 54 Prozent der Banken, nachdem es zuvor nur 49 Prozent waren. Ähnlich sieht es bei der Frage nach Kosten durch Auflagen bei der Einführung von Produkten aus. Hier ist der Wert sogar um 9 Prozentpunkte gestiegen und liegt nun bei 43 Prozent. MiFID II hat für 84 Prozent der Befragten eine kostenintensive Umstellung von Systemen und Prozessen zur Folge.

Vertrieb muss sich nicht komplett neu erfinden

Die Banken scheinen langsam festzustellen, dass MiFID II den Vertrieb nicht komplett umkrempeln wird, denn etwa drei Viertel der Befragten sind der Überzeugung, dass die Richtlinie entscheidende Veränderung der Vertriebskonzepte in der Branche mit sich bringen wird. Vor einem knappen Jahr waren dagegen noch über 90 Prozent dieser Ansicht. Die Richtlinie werde insbesondere einen Einfluss auf das Angebot alternativer Vertriebskanäle sowie von Produkten mit Festpreis haben, so die Kreditinstitute. Weile viele mit Anpassungen ihrer Angebotsportfolien rechnen, werden sie zukünftig weniger komplexe Produkte, wie Optionsscheine und Zertifikate, anbieten.

Der Sinn der Richtlinie wird durchaus angezweifelt, denn 60 Prozent der Banken und Sparkassen rechnen nicht damit, dass das Kundenschutzniveau dadurch gesteigert wird bzw. das verlorengegangene Vertrauen zurückgewonnen werden kann. (ahu)

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