Mehr Balance bei den Anlagestilen
24.08.2022
Werner Kolitsch, Head of DACH Distribution M&G Investments / Foto: © M&G Investments
finanzwelt: Auf welche Strategien hat sich das Interesse der Investoren in den vergangenen Monaten fokussiert? Kolitsch» Heute wird wieder auf günstige Bewertungen, stabile Geschäftsmodelle und gesunde Bilanzen geachtet, wie wir das zum Beispiel im M&G (Lux) European Strategic Value Fund tun. Viele Investoren sehen dies nicht nur taktisch, sondern wollen verschiedene Anlagestile in Balance bringen und nehmen Value daher auch in die strategische Asset Allokation auf. Auf der Bondseite beobachten wir eine steigende Nachfrage nach Unternehmensanleihen – vor allem im variabel verzinsten Bereich. Das Interesse an einer liquiden, praktisch zinsunabhängigen Loan-Strategie wie dem M&G (Lux) Global Floating Rate High Yield Fund ist entsprechend hoch. Ich bin aber davon überzeugt, dass innerhalb des nächsten Jahres Ansätze mit langer Duration, wie etwa hochwertige europäische Anleihen oder US-Treasuries, wieder interessant werden.
finanzwelt: Der Megatrend ESG ist in aller Munde. Wie interpretiert M&G das Konzept des nachhaltigen Investierens? Kolitsch» Wir verfolgen unterschiedliche Ansätze von der ESG-Integration über Best-in-Class bis hin zu Impact, der Königsdisziplin unter den nachhaltigen Anlagen. Dabei haben wir einige Innovationen entwickelt: zum Beispiel unseren ersten Impact-Fonds, darauf aufbauend eine weitere Impact-Strategie mit Fokus auf Klimalösungen und schließlich ein Angebot mit Fokus auf Diversität und Inklusion. Meist geht es um hochspannende Mid-Cap-Unternehmen, die allein durch ihr Geschäftsmodell und ihre Produkte eine positive Wirkung entfalten können – da wollen wir investieren. Wichtig ist uns bei allen Konzepten, dass wir die ESG-Risiken selbst analysieren und aktiv managen.
finanzwelt: Gibt es Bereiche, in denen M&G Ihrer Meinung nach in der DACH-Region stärker wahrgenommen werden sollte? Kolitsch» Positiv überrascht hat mich die hohe Nachfrage nach unserer Private-Asset-Plattform, die wir in Deutschland erst seit drei Jahren aufbauen. Noch gelten wir wohl als ‚Geheimtipp‘, aber ich bin überzeugt, dass wir mit Konzepten rund um Infrastructure Equity, Distressed Debt oder Value- Add Real Estate weiter deutlich wachsen können. Wir arbeiten übrigens daran, wie wir diese Expertise auch für Bankkunden verfügbar machen können, denn Private Assets sind aufgrund ihrer Stabilität bei höherer Inflation nicht nur für institutionelle Anleger attraktiv.
finanzwelt: Mit Blick nach vorne – welche Entwicklungen stehen in Ihrem Hause aktuell ganz oben auf der Agenda? Kolitsch» Ganz wichtig ist für uns die Weiterentwicklung unserer Produktpalette in Richtung ESG, Nachhaltigkeit oder Impact. Dazu gehört auch die Klassifizierung bestehender Fonds nach Art. 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung. Es geht darum, die Produkte zu identifizieren, die sich für eine Weiterentwicklung eignen und Prozessschritte sowie Datenverfügbarkeit festzulegen. Als aktiver Asset Manager streben wir unabhängig von diesen Fragen zudem stets eine sehr klare Positionierung an. Deshalb haben wir uns bewusst Bereiche wie Infrastruktur und andere thematische Nischen zu eigen gemacht. An manchen Themen muss man auch über eine gewisse Strecke hin festhalten, bis sie wieder attraktiv werden – siehe Dividenden und Value. (ah)