Mehr als nur Rückendeckung im Versicherungsfall

13.09.2022

Konrad Hahn, Geschäftsführer der Gesellschaft für Versicherungsprüfung GmbH / Foto: © gvp

finanzwelt: In welchen Versicherungssparten sind Sie tätig? Wie unterscheiden sich die Versichererinteressen in den Sparten voneinander? Hahn» Das Gros der Kunden beauftragt uns zu Sachschäden, die Gebäude, Inhalt, IT, Maschinen oder auch Nutztiere in Mitleidenschaft ziehen. Wir begleiten Ausfallschäden wegen Betriebsunterbrechung, Betriebsschließung oder Veranstaltungsabsage. Teile unserer Tätigkeit entfallen auf Haftpflichtansprüche, wenn zu Schäden noch Dritte mit im Spiel sind. Die Interessen in den Sparten variieren. Haftpflichtversicherer sollen unberechtigte Ansprüche abwehren und leisten berechtigten Ersatz möglichst gering und spät. Sachversicherer bevorzugen ebenso einen späteren Ersatz an der unteren Grenze. Eine mitversicherte Betriebsunterbrechung beschleunigt die Regulierung des Inhaltsversicherers im Hinblick auf sonst längere Unterbrechung. Nach wie vor treffen wir in der Praxis auf Versicherungskonzepte, bei denen Sachversicherung und Betriebsunterbrechung separat abgesichert sind. Dies führt unweigerlich zu Interessenkonflikten zwischen den Risikoträgern. Das Gleiche gilt, wenn Inventarversicherung und Gebäudedeckung bei unterschiedlichen Versicherern abgeschlossen sind. Wir sorgen dafür, dass diese und andersgeartete Konflikte von unseren Auftraggebern fernbleiben.

finanzwelt: Wie reagieren die Schadenbereiche der Versicherer auf Ihre Tätigkeit als Schadenmanager? Hahn» Unterschiedlich, von zurückhaltend bis ablehnend. Schäden sind ein Lackmustest für die Police. Die coronabedingten Betriebsschließungen machten deren Herausforderungen überdeutlich. Die Entscheidung über Leistung oder Ablehnung zur Ausfallversicherung hing an wenigen Worten. Allseitige Aufmerksamkeit erzeugten medial begleitete Gerichtsprozesse. Ein Bärendienst für die Branche, denn im öffentlichen Gedächtnis blieb: die Versicherer zahlen nicht. Solche Konflikte legen wir meist außergerichtlich und schnell bei. Die Kunden erhalten den ihnen vertraglich zustehenden Ersatz und eventuelle Kompensation für offensichtliche Schutzlücken, um alsbald den Betrieb wieder aufzunehmen. Viele Versicherer schätzen zwischenzeitlich unsere nachvollziehbare Vorgehensweise – die Verhandlungen laufen auf Augenhöhe. Das erleichtert allen, dem Unternehmenskunden, Versicherungsmakler und Versicherer, das Leben und die Schadenregulierung deutlich.

finanzwelt: Wie profitieren Versicherungsmakler sowie deren Kunden von einem Schadenmanagement mit der gvp? Hahn» In unseren Schadenfällen steht vor allem Klarheit für alle Beteiligten in jeder Regulierungsphase im Vordergrund. Versicherte sollen lediglich die vertraglich zugesicherte Leistung erhalten. Die Praxis ist oft anders, denn im Schadenfall stehen sich die Versicherungspartner quasi als Kontrahenten gegenüber. Der Versicherte wünscht sich lückenlosen Ersatz. Der Versicherer möchte das im Hinblick auf die Kundenzufriedenheit ebenfalls, muss jedoch seine Schadenquote streng beachten. Dazwischen befindet sich oftmals ein Versicherungsmakler, der rechtlich ins Kundenlager gehört und somit Kundeninteressen vertritt. Anderseits besteht eine wirtschaftliche Nähe zum Versicherer. Tritt ein Makler gegenüber dem Versicherer zu vehement auf und belastet der Schadensersatz die Maklerrentabilität für den Versicherer, spitzt sich im Nachgang die Situation zwischen Makler und Versicherer zu. Bestandssanierung ist oft die Folge, Courtagevereinbarungen und Geschäftsbeziehung gelangen auf den Prüfstand. Wir sorgen für Transparenz beim Geschädigten, damit die Forderung im Vertragsrahmen bleibt, und setzen den Ersatz bei dem Versicherer durch. Der Versicherte erhält nicht mehr, aber auch nicht weniger als das, was ihm zusteht. Konfliktpotenziale für den Makler werden vermieden. Vielmehr beleben zufriedene Kunden und Versicherer das Geschäft. (gg)