Markteinschätzung der GECAM AG

28.04.2016

Daniel Zindstein / Foto: © Zindstein Vermögensverwaltung GmbH

Strategische Trendwechsel in vielen Märkten

Schaut man sich die Kursverläufe der großen Märkte, wie z.B. S&P 500, Dax, Euro/Dollar, Erdöl, viele Rohstoffe, Staatsanleihen in Europa und USA an, so kann man, ohne sich intensiv mit Charttechnik beschäftigt zu haben, durchaus das Ende langer Trends bzw. strategische Trendwechsel erkennen. Fangen wir mit den Staatsrenditen an. Die 10-jährigen US-Staatsanleihen unterliegen in etwa einem „30-jährigen Zyklus“. Der letzte Zyklus fallender Renditen begann in den 80er Jahren und endete im Sommer 2012. Seither wurden keine tieferen Renditen verzeichnet. Aufgrund des geringen Anstiegs ist jedoch noch nicht von einer Trendwende zu sprechen. Rohstoffe in Summe befinden sich wieder auf ihren Tiefs der Jahre 1999 und 2002, sind also in der langfristigen Betrachtung vollkommen auskorrigiert. Indizien für das Ende der großen Rohstoff-Baisse könnten die seit Jahresbeginn wieder durchweg anziehenden Metallpreise, Preise für Nahrungsmittel und jüngst sogar das Anziehen der Energiepreise sein. Betrachtet man den deutschen Leitindex Dax unter technischen Aspekten, so ist der steigende Trend seit dem Finanzkrisentief 2009 intakt. Natürliche und notwendige größere Korrekturen, welche kurzfristige Überhitzungen abbauen, fanden 2011 und finden nun wieder seit zwölf Monaten statt und müssten nun beendet sein. Auch der größte US-Index S&P 500 hat seinen Anstieg seit 2009 mustergültig über eine zweijährige Konsolidierungsphase seit 2014 und die jüngste Schwäche zu Jahresbeginn auskorrigiert. Es wird sicher nicht gleich gelingen die alten historischen Hochs so einfach zu überspringen. Jedoch sollte dies nach ein paar Anläufen gelingen und weiteres Potenzial freisetzen, was wiederum die Aktienstimmung global positiv beeinflussen dürfte. Selbst die Währungen zeigen ziemlich eindeutige langfristige Kursmuster. Der Euro/Dollar korrigierte mehr oder weniger seit 2008 von 1,60 auf 1,04. Ein Ende der mega-expansiven Geldpolitik in Europa und eine sehr verhaltene Zinserhöhungspolitik in den USA, könnten die neunjährige Korrektur beschließen und das wichtigste Währungspaar wieder in eine Handelsspanne zwischen 1,10 und 1,30 führen. Fazit: Realismus kehrt endlich an die Finanzmärkte zurück. Realismus heißt, dass nur Trends, welche sich unabhängig von übertriebener Notenbankphantasie bilden, echt und nachhaltig sein können. Das heißt, dass die Notenbankpolitik nicht unwichtig wird, aber ihren Nimbus der Monokausalität für die Finanzmärkte einbüßt. Realismus bedeutet auch, objektiv auf die Ursachen von fallenden Ölpreisen zu schauen und nicht stupide über pawlow´sche Reflexe im Sinne von „fallende Ölpreise gleich schwache Weltwirtschaft“ zu reagieren. Realismus ist auch, sich von Zinsanlagen zu verabschieden, welche keine Rendite bringen, aber trotzdem Risiken erzeugen (Volatilität). Aktien sind rentierliche Anlagen, die für sich genommen günstig bewertet sind und vor allem im Vergleich mit Alternativanlagen äußerst attraktiv erscheinen. Realismus heißt, sich von politischen Börsen nicht allzu sehr ins Bockshorn jagen zu lassen. Die Spanien-Wahl wird vorübergehen und die Geschäftsmodelle der Dax-Unternehmen werden gleich gut oder schlecht weiterlaufen. Das Brexit-Referendum wird absolviert werden und die Welt wird sich weiterdrehen, egal wie die Entscheidung ausfällt. Denn es wird weiter intensive Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU geben, selbst wenn ein mehrjähriger Austrittsprozess in Gang gesetzt würde. Grundsätzlich wird entscheidend sein alle Risiken, die uns begegnen, richtig zu interpretieren und die Chancen daraus zu extrahieren. Es wird über die ganzen schon bekannten und noch nicht bekannten Themen große Verunsicherungen und heftige Schwankungen an den Börsen geben. Doch wie ein bekannter Investor einmal sagte, sind Schwankungen der Freund eines langfristigen Anlegers! Diese gilt es zu nutzen, denn wie in der Realwirtschaft gilt auch an den Finanzmärkten: Im (günstigen) Einkauf liegt der Gewinn! www.gecam.de